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Harte Konsequenzen in USA Siemens rechnet mit Geldstrafe

Aufsichtsratschef Gerhard Cromme rechnet wegen der Korruptionsaffäre bei Siemens mit harten Konsequenzen. Die US-Börsenaufsicht SEC werde wohl eine hohe Geldstrafe verhängen, sagte Cromme der "Süddeutschen Zeitung" in einem am Freitag vorab verbreiteten Interview. Möglicherweise seien auch Sanktionen zu erwarten, etwa der Ausschluss von Aufträgen. "Wir tun alles, um Sanktionen zu vermeiden. Wir werden durch ein besonders korrektes Verhalten beweisen, dass wir zu neuen Ufern aufbrechen", sagte Cromme. Rückstellungen für die zu erwartenden Geldbußen habe Siemens noch nicht gebildet.

Der traditionsreiche Konzern wird seit Monaten von mehreren Korruptionsaffären erschüttert. Die Münchener Staatsanwaltschaft prüft Geldströme im Umfang von 200 Millionen Euro; Siemens selbst betrachtet bisher 420 Millionen Euro als kritisch. Diese Summe könnte Cromme zufolge allerdings noch höher ausfallen.

Wie hoch die Strafzahlung an die SEC ausfallen konnte, wollte Cromme in einem vorab veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" nicht sagen. Berichte, wonach es sich um drei bis fünf Milliarden Euro handeln könnte, seien "völlig aus der Luft gegriffen".

Die Skandale hatten weitreichende personelle Konsequenzen. Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld wie auch Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer -zuvor lange Jahre Vorstandschef -erklärten ihren Rückzug. Ermittlungen laufen gegen den früheren Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger, den ehemaligen Zentralvorstand Thomas Ganswindt und Zentralvorstand Johannes Feldmayer. Es müsse nun überprüft werden, ob noch andere von den Vorgängen gewusst haben, sagte Cromme. Es gebe sicher einige Mitwisser, die deshalb auch den designierten Siemens-Chef Peter Löscher ablehnten. Cromme hatte mit der Ernennung Löschers die Branche überrascht, da der vom US-Konzern Merck kommende Manager in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt war.

Keine Zerschlagung – Aber Trennung von Randaktivitäten

Spekulationen über eine Zerschlagung des Konzerns als Folge des Skandals wies Cromme zurück. Der Umbau von Siemens gehe weiter. Es gebe Randaktivitäten, die nicht unbedingt auf Dauer zum Konzern gehören müssten, darüber sei sich der Vorstand einig. Löscher müsse "diese Überlegungen schärfen".

Für die Autozuliefersparte sprach sich Cromme weiter für den Börsengang einer Minderheitsbeteiligung aus. "Aber wenn jemand viel Geld auf den Tisch legt, um die Sparte zu kaufen, werden wir so ein Angebot natürlich prüfen", schränkte er ein. Der Konkurrent Continental bietet Medienberichten zufolge elf Milliarden Euro, mehr als Siemens wohl bei einem Börsengang erlösen könnte. "Was an angeblichen Offerten herumgeistert, ist nicht unbedingt das, was auch tatsächlich auf dem Tisch liegt", sagte der Aufsichtsratschef dazu.

Quelle: ntv.de

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