Offenen Auges in die Flaute Siemens schläft nicht
27.07.2008, 11:37 UhrNoch spürt Siemens Rückenwind, aber das Management macht sich schon einmal auf eine Abschwächung der Konjunktur gefasst. Für das kommende Geschäftsjahr werde der Technologiekonzern vorsichtig beim Aufbau neuer Kapazitäten sein, sagte Vorstandsmitglied Heinrich Hiesinger der Wirtschaftszeitung "Euro am Sonntag". Er sei bereit, die variablen Kosten gegebenenfalls anzupassen:
"Sobald wir sehen, dass sich in einzelnen Bereichen die Konjunktur abschwächt, werden wir reagieren." Hiesinger erwarte beim Auftragseingang der von ihm geleiteten Industriesparte in den nächsten Quartalen geringere Wachstumsraten als bisher.
Derzeit sei die Lage allerdings trotz pessimistischer Nachrichten aus der Wirtschaft positiv. "Der Auftragseingang ist derzeit noch besser, als es die vielen Negativnachrichten vermuten lassen. Wir nehmen den Rückenwind mit, solange es geht", sagte der Chef der nach Umsatz größten Konzernsparte. Siemens will am kommenden Mittwoch über die Entwicklung im dritten Quartal des im September auslaufenden Geschäftsjahrs berichten.
Nach dem Verkauf der Autozulieferersparte VDO an Continental schloss Hiesinger eine Rückkehr des Münchner Konzerns in den Automarkt nicht aus. "Wenn es in der Autoindustrie beispielsweise Bedarf für unsere Gleichrichter und Elektromotoren gibt, werden wir diese Chance nutzen", sagte er der "Berliner Zeitung". Diese Komponenten werden etwa bei Hybridantrieben benötigt. Hiesinger habe jedoch deutlich gemacht, dass der Konzern keinesfalls wieder eine eigene Automobilzuliefersparte aufbauen wolle. Es gehe vielmehr darum, alle Absatzchancen zu nutzen.
Der Manager kündigte eine Überarbeitung der Verhaltensregeln an, die als Reaktion auf den Bestechungsskandal bei Siemens eingeführt wurden. In dem "einen oder anderen Fall" seien die Vorschriften "sicher recht kompliziert", sagte Hiesinger der "Berliner Zeitung". Der Vorstand arbeite deshalb daran, die Vorschriften "zu vereinfachen, ohne darunter die Transparenz leiden zu lassen".
Quelle: ntv.de