Ohne Stallgeruch Siemens sucht Chef
28.04.2007, 12:12 UhrDie Chefsuche bei Siemens läuft auf Hochtouren: Informationen aus dem Unternehmen zufolge soll der neue Vorstandsvorsitzende auf jeden Fall nicht aus den Reihen des Technologiekonzerns kommen. Es sei unvorstellbar, dass sich der Aufsichtsrat auf der Suche nach einem Nachfolger für den scheidenden Vorstandschef Klaus Kleinfeld für einen Betriebsangehörigen entscheide, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag.
Die treibende Kraft hinter der Ablösung Kleinfelds sei der neue Aufsichtsratschef Gerhard Cromme gewesen, hieß es weiter. Er habe die Mehrheit des Gremiums davon überzeugt, mit der Verlängerung von dessen Vertrag noch zu warten. Kleinfeld hatte das zum Anlass genommen, seinen Rückzug zu erklären. Sein Vertrag läuft im September aus. Wie er selber betonte, ist er jederzeit bereit, seinen Posten zu räumen. Mit Kleinfeld hat die Korruptionsaffäre ein zweites Opfer gefordert. Vor Kleinfeld hatte bereits Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer das Handtuch geworfen.
Reitzle bleibt Favorit
Bei der Suche nach einem Nachfolger für Kleinfeld hat Cromme laut "Focus" fünf Kandidaten im Auge. Neben Linde-Chef Wolfgang Reitzle stünden noch vier weitere Top-Manager auf Crommes Liste, die derzeit alle fest im Job seien, berichtete das Magazin unter Berufung auf Cromme-Vertraute.
"Ein Champion, den wir bei Siemens brauchen, steht nicht auf der Straße", zitierte das Magazin Cromme. Reitzle sei nach wie vor der Favorit des neuen Siemens-Chefkontrolleurs. Dessen hohes Gehalt von 7,4 Mio. Euro sehe Cromme nicht als Hindernis. "Das kriegt man schon hin, über Boni und Optionsscheine", wurde aus dem Umfeld des Aufsichtsratschefs zitiert.
Neuer Chef, neue Struktur
Nach Informationen des "Spiegel" erwägt der Siemens-Aufsichtsrat zudem einen Umbau und eine Verkleinerung der Münchner Holding des Elektrokonzerns. Vor dem Hintergrund der Schmiergeld-Affäre habe der neue Chef des Kontrollgremiums, Gerhard Cromme, gegenüber Vertrauten bereits Überlegungen zu einem Umbau der Führungsstruktur geäußert, heißt es ohne Quellenangaben.
Entweder habe man in der Holding von den Korruptionsvorwürfen nichts mitbekommen, dann brauche man die Führungsspitze gar nicht, wurden die Überlegungen zitiert. Oder die Holding habe Bescheid gewusst, dann habe sie sich selber überflüssig gemacht, heißt es weiter. Der Siemens-Aufsichtsrat denke offenbar darüber nach, künftig einen kleineren Vorstand zu installieren, unter dem dann die einzelnen Konzernsparten in größerer Selbstständigkeit ihre Geschäfte tätigen könnten.
Quelle: ntv.de