Telekom-Affäre weitet sich aus Spitzel auch bei der Bahn?
03.06.2008, 07:33 UhrAuch die Deutsche Bahn AG hat laut einem Pressebericht Aufträge an die Firma vergeben, die für die Deutsche Telekom Aufsichtsräte und Journalisten ausspähte. Ein Bahn-Sprecher bestätigte dem "Handelsblatt" (Dienstag), dass es eine Geschäftsbeziehung zwischen der Bahn und der Network Deutschland GmbH gab. Er betonte jedoch, dass es "keine unzulässige Überwachung von Mitarbeitern oder externen Personen" gebe. "Im Rahmen unserer Korruptionsbekämpfung, die wir seit Jahren streng durchführen, haben wir in Einzelfällen im Rahmen des rechtlich Zulässigen auch externen Sachverstand in Anspruch genommen", sagte der Sprecher weiter. Angaben zur Dauer der Geschäftsbeziehung, zum Auftragsvolumen sowie zur Formulierung der Aufträge machte er nicht.
Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf einen Subunternehmer der Network Deutschland GmbH berichtete, gleichen sich die Arbeiten für Telekom und Bahn bis ins Detail. "Es ging um die Ausforschung von Telefonverbindungen, Bankdaten und die komplette Durchleuchtung von Zielpersonen", sagte der Computerexperte. Sogar Steuererklärungen seien beschafft worden. Ziele seien dabei Mitarbeiter der Bahn und Personen im Umfeld des Konzerns gewesen.
Telekom erzürnt Polizisten
Angesichts der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom hat der Chef der Polizeigewerkschaft GDP, Konrad Freiberg, harte Strafen gefordert. "Die Vorgänge bei der Telekom müssen mit aller Konsequenz aufgeklärt und verfolgt werden. Es geht hier um Rechtsbrüche, und die gilt es hart zu bestrafen", sagte er der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Dienstagsausgabe).
Sollte es sich bestätigen, dass es in dem Unternehmen zu Observationen gekommen sei und Bankdaten ausgeforscht worden seien, sei dies ein Skandal von einer nie da gewesenen Dimension. Freiberg forderte deshalb eine Prüfung der Gesetze. "Konzernherren benehmen sich so, als ob sie sich über den Rechtsstaat stellen wollen. Dieses Bewusstsein in den Unternehmen muss sich ändern. Das ist das Wichtigste", forderte der GDP-Chef.
Von den Spitzeln erpresst?
In der Affäre um die illegale Auswertung von Telefonverbindungsdaten hat die Telekom dem Recherchedienst Network Deutschland nach Informationen der Zeitung "Handelsblatt" noch am 14. Mai dieses Jahres, dem Tag vor der Hauptversammlung, 174.000 Euro überwiesen.
Network-Deutschland-Chef Ralph Kühn habe dem Bonner Konzern zwei Wochen zuvor in einem Fax gedroht, die Hauptversammlung massiv zu stören und der Presse mitzuteilen, dass er im Auftrag des Konzerns illegal Telefonate zwischen Aufsichtsräten und Journalisten abgeglichen habe, schreibt die Zeitung. Mit dieser Botschaft habe Kühn seiner Forderung nach Begleichung einer Rechnung von Mitte Februar über insgesamt 650.000 Euro Nachdruck verleihen wollen.
Ein Telekom-Sprecher erklärte dazu, bei dem Recherchedienst handele es sich um einen "Dienstleister für Datenauswertungen aller Art", der von Unternehmen etwa "für die legale Überprüfung von internen Rechnungsabläufen" genutzt werde.
Legale Werkleistungen müssten "unabhängig davon bezahlt werden, ob der Dienstleister bzw. Werkunternehmer möglicherweise auch illegale Dienste erbracht hat", erklärte der Sprecher. Er schränkte jedoch ein, im vorliegenden Fall gehe es "nicht um Telefondaten und nicht um die aktuellen Vorwürfe zum Datenmissbrauch".
Quelle: ntv.de