Gedankenspiel "VEB Opel" Staat erwägt Einstieg
16.02.2009, 21:50 UhrZur Rettung von Opel erwägen Bund und Länder offenbar auch eine Staatsbeteiligung an dem traditionsreichen Autobauer. Voraussetzung dafür wäre eine zumindest teilweise Herauslösung von Opel aus dem angeschlagenen US-Mutterkonzern General Motors. Vize-Kanzler Frank-Walter Steinmeier wollte eine solche Lösung nicht ausschließen. "Ich bin mit den Gesprächspartnern bei Opel der Meinung, dass wir alle Optionen prüfen müssen, um die Arbeitsplätze bei Opel in Europa und Deutschland zu retten", sagte der SPD Kanzlerkandidat.
Die Politik könne Unternehmen nicht auf Dauer subventionieren, betonte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Der Staat könne nur helfen, kurzfristig eine Brücke zu bauen. Zugleich machte er ein tragfähiges Restrukturierungskonzept zur Voraussetzung für staatliche Hilfen. Komme es zu einer Unterstützung für Opel, müsse sichergestellt werden, dass dieses Geld den deutschen Standorten zugute komme. Opel hat neben dem Stammsitz in Rüsselsheim bei Frankfurt Werke in Bochum in Nordrhein-Westfalen, in Eisenach in Thüringen und in Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz.
Die CDU-Führung in Berlin knüpft staatliche Hilfen für eine eigenständige Opel-Gruppe an ein tragfähiges Unternehmenskonzept und eine klare Abgrenzung zu GM. "Es muss ein Zukunftskonzept für Opel Deutschland vorliegen, dass deutlich macht, dass sich Opel Deutschland im Markt behaupten kann", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla. Aus Regierungskreisen in Nordrhein-Westfalen hieß es, zwischen Bundes- und Landesregierungen würden verschiedene Möglichkeiten diskutiert. "Der Prozess ist offen, es gibt noch keine Entscheidungen", sagte eine mit der Situation vertraute Person.
Betriebsrat plädiert für Abspaltung
Auch Opel-Betriebsrat Klaus Franz zog in einem Brief an die Mitarbeiter eine Regierungsbeteiligung in Betracht. Dies sei eine "Möglichkeit, Stammkapital zu erhöhen", hieß es in dem Brief, der Reuters vorlag. Opel könne sich bei einer Abspaltung von GM "neue Partner, Investoren und Gesellschafter" suchen. Sollte sich GM gegen eine Abspaltung entscheiden und die derzeit vorliegenden Sanierungspläne für Europa tatsächlich umgesetzt werden, hätte dies "vermutlich Massenentlassungen an den Standorten und einige Werksschließungen" zur Folge, heißt es in dem Schreiben. Zudem würde Opel Marktanteile verlieren. Ein Firmensprecher sagte, Opel stehe nicht zum Verkauf.
Die europäischen Arbeitnehmervertreter unterstützen die Forderung nach einer Abspaltung. "Die Ausgliederungen von Opel/Vauxhall und von Saab sind die einzigen vernünftigen und machbaren Handlungsalternativen für General Motors. Dadurch könnte das europäische Geschäft und die europäischen Werke erhalten bleiben", hieß es in einem gemeinsamen Schreiben von Betriebsratschef Klaus Franz und seinem Stellvertreter Rudi Kennes an die Mitarbeiter, das Reuters am Montag vorlag.
Anspannung vor GM-Sanierungskonzept am Dienstag
Die US-Mutter GM steht mit dem Rücken zur Wand. Am Dienstag muss der ehemals weltgrößte Autohersteller wie der Konkurrent Chrysler der US-Regierung seine Sanierungspläne vorlegen. Einem Zeitungsbericht zufolge arbeitet GM als eine Option bereits an der Beantragung von Gläubigerschutz, falls sie Verhandlungen mit der Gewerkschaft und Kreditgebern scheitern. Dabei könnten die gesunden Unternehmensteile in den USA und weltweit in einem neuen Konzern zusammengefasst werden.
Experten halten eine Herauslösung von Opel aus dem Konzern trotz der schwierigen Lage von GM für unwahrscheinlich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich GM von Opel trennt. Das Geschäft ist sehr stark miteinander verwoben", sagte ein Analyst. In Rüsselsheim arbeiten mehrere tausend Ingenieure, die für die weltweite Entwicklung von Modellen verantwortlich zeichnen. Ohne GM müsste das Entwicklungszentrum wohl deutlich schrumpfen. Auch Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler glaubt nicht an eine Trennung. "In dem Moment, in dem man Opel verkauft, müsste man aufgeben", sagte er.
Quelle: ntv.de