Dumping aus China? Stahlkonzerne klagen
29.10.2007, 17:56 UhrEuropäische Stahlhersteller wie ThyssenKrupp und Salzgitter gehen bei der EU auf Konfrontationskurs gegen die chinesische Konkurrenz. Der europäische Stahlverband Eurofer reichte bei den Wettbewerbshütern in Brüssel Klagen gegen Billigimporte aus China, Südkorea und Taiwan ein. Die EU-Kommission könnte Schutzzölle oder Einfuhrbeschränkungen erlassen und damit einen Handelsstreit auslösen.
Die europäischen Hersteller werfen vor allem China vor, dank staatlicher Subventionen die Märkte mit Stählen zu Preisen unterhalb der Herstellungskosten zu überschwemmen. "Beide Klagen wurden auf der Basis von Beweisen eingereicht, die zeigen, dass durch das Dumping dieser Produkte der europäischen Stahlindustrie ein erheblicher Schaden zugefügt wird und weiterer Schaden droht", begründete Eurofer sein Vorgehen. Eine Klage richte sich gegen die Einfuhren von nichtrostenden kaltgewaltzten Blechen aus China, Taiwan und Südkorea. Bei der zweiten gehe es um feuerveredelte Bleche aus China. Bei den Produkten würden die EU-Inlandspreise um bis zu 25 Prozent unterschritten, hieß es.
Die EU-Kommission hat nun 45 Tage Zeit, um über eine Untersuchung zu entscheiden. Sollte sie das Vorgehen unterstützen, könnte sie binnen neun Monaten vorläufige Anti-Dumping-Maßnahmen erlassen, die nach weiteren sechs Monaten festgeschrieben werden könnten.
China hat den Vorwurf zurückgewiesen, Stahl unterhalb der Herstellungskosten zu exportieren. "Sie sagen, wir verkauften zu billig, aber ich weiß nicht, was sie damit meinen", sagte der stellvertretende Generalsekretär des chinesischen Stahlverbandes, Qi Xiangdong. Kritik an dem Vorgehen der europäischen Stahlhersteller war auch aus den Reihen der stahlverarbeitenden Industrie wie dem Maschinenbau laut geworden. Sie haben darauf verwiesen, dass in Europa weit mehr Menschen in der Stahlverarbeitung tätig seien als in der Stahlproduktion.
Die Verhängung von Anti-Dumpingmaßnahmen auf die betroffenen Produkte werde den EU-Markt nicht abschotten, versuchte Eurofer Zweifel an dem Vorgehen zu zerstreuen. "Fair gehandelte Exporte von den beklagten Ländern als auch aus anderen Drittländern werden weiterhin frei nach Europa fließen können und dazu beitragen, den Stahlhandel in der EU und unsere Stahlverwender zu versorgen." Eurofer überprüfe derzeit, ob weitere Klagen gegen China eingereicht würden.
Bei der chinesischen Stahlindustrie handelt es sich zum weitaus größten Teil um staatliche Unternehmen von kleiner oder mittlerer Größe. Das Land ist mit Abstand der größte Stahlproduzent der Welt. Trotz der enormen Stahlmengen, die die Volksrepublik für ihre rasant wachsende Wirtschaft selbst verbraucht, exportiert das Land mittlerweile mehr Stahl als es von außen bezieht. Nach Einschätzung des Weltstahlverbandes IISI wird China die Nettoexporte 2007 auf 50 bis 55 Mio. Tonnen nach 35 bis 40 Mio.im Jahre 2006 steigern.
Quelle: ntv.de