Beschlossene Sache Stellenabbau bei Siemens
23.07.2008, 16:01 UhrDie Siemens AG hat ihre Pläne bekräftigt, weltweit rund 16.750 Stellen abzubauen. In Deutschland sei dabei eine "Größenordnung" von 5.000 Stellen betroffen, sagte Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm im Anschluss an ein Treffen mit den Betriebsräten des Münchner DAX-Konzerns in Krefeld. Hier habe Siemens aber keinen "festen Headcount" im Auge, sondern lediglich die Kosten, die eingespart werden sollen. Russwurm bekräftigte, die Kosten für den Stellenabbau möglichst im laufenden Geschäftsjahr 2007/08 verbuchen zu wollen.
Bereits am Dienstag hatten der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall mitgeteilt, sich mit dem Siemens-Management auf einen Rahmen für den geplanten Stellenabbau geeinigt zu haben. In der Vereinbarung sei festgelegt, dass der Konzernumbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen werde. "Wir wollen den Mitarbeitern die Sorgen nehmen", beruhigte Russwurm. Zudem verpflichte sich Siemens, bis Ende September 2010 keine Standorte zu schließen oder zu verlagern.
Erstes Opfer: Prag
Schon bis September nächsten Jahres will sich der Mischkonzern von seinem Bahnwerk in Prag trennen. Die kursierenden Gerüchte hat das Unternehmen inzwischen bestätigt. "Wir haben in Prag sehr gut ausgebildete Fachkräfte und können uns auch vorstellen, das Werk an ein solides Unternehmen zu verkaufen", sagte der Chef der Sparte Mobility Hans-Jörg Grundmann. Die deutschen Verkehrstechnik-Werke bleiben dagegen von einer Schließung oder einem Verkauf verschont. "Bei der notwendigen Neuordnung werden Überkapazitäten in unseren Werken wegfallen", sagte Spartenchef. Das gilt auch für Deutschland und Österreich, wo 850 Stellen abgebaut werden sollen. Die Hauptlast der geplanten Streichung von insgesamt 1800 Stellen trägt jedoch Prag mit seinen 950 Mitarbeitern. In Prag werden Zulieferteile für den Hochgeschwindigkeitszug Velaro sowie Regionalzüge hergestellt. Die Sparte hatte zwischen Januar und März einen Verlust von 153 Mio. eingefahren.
Die Produktion von Schienen-Fahrzeugen wird auf die verbleibenden Zugtechnik-Standorte konzentriert: In Krefeld-Uerdingen werden Aluwagen hergestellt wie der Combino, in Wien Fahrzeuge aus Stahl und in München Lokomotiven. Kundennahe Fertigungen wie in Sacramento sollen ebenfalls erhalten bleiben; von dort aus beliefert der Konzern den wachsenden Nahverkehrsmarkt in den USA mit Straßenbahnen. Zulieferteile kommen weiter aus Graz.
Den Verkauf des Segments Industrie Montage Services (SIMS) haben die Münchner verworfen. SIMS solle integrierter Bestandteil des Unternehmens bleiben. Siemens wolle bei der Service-Tochter nun "das Profil schärfen", um das Geschäft wettbewerbsfähig aufzustellen. Siemens hatte den ursprünglich geplanten Verkauf von SIMS damit begründet, dass die Tochter strategisch nicht mehr ins Konzernportfolio passe, da es ein zunehmend preissensitives Geschäft betreibe.
Quelle: ntv.de