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Größter Arbeitskampf seit 1970 Streik bei General Motors

Beim Opel-Mutterkonzern General Motors wird seit Montag gestreikt. Die Beschäftigten haben die Arbeit niedergelegt, bestätigte GM-Sprecher Dan Flores. Die amerikanische Autoarbeitergewerkschaft UAW hatte mit einem Streik gedroht, sollte kein Durchbruch bei den Tarifverhandlungen erzielt werden. Es ist der erste landesweite Streik gegen GM seit Jahrzehnten.

General Motors hatte zuvor in Detroit erklärt, die Verhandlungen seien sehr kompliziert. Man arbeite mit der Gewerkschaft an einem Vertrag, der die "schwierigen Fragen der Arbeitsplatzsicherheit und der langfristigen Lebensfähigkeit des Unternehmens" regeln solle. Der Tarifvertrag war bereits am 14. September abgelaufen; die UAW verlängert ihn seitdem auf stündlicher Basis.

UAW-Präsident Ron Gettelfinger zeigte sich nach den 20-tägigen bisher ergebnislosen Verhandlungen verärgert: "Wir sind enttäuscht und schockiert, dass GM nicht anerkennt, was die Gewerkschaftsmitglieder in den vergangenen vier Jahren zu der Unternehmensentwicklung beigetragen haben". Gettelfinger machte keine Angaben zu den Forderungen der Arbeitnehmervertretung. Er bekräftigte lediglich, dass die Gewerkschaft trotz des Arbeitskampfs weiter mit dem Management reden werde. Er werde sich noch am Montag wieder an den Verhandlungstisch setzen, so Gettelfinger. Allgemein wird davon ausgegangen, dass die UAW Produktionsgarantien für die US-Werke fordert.

UAW-Verhandlungsführer Cal Rapson kritisierte, das GM-Topmanagement habe sich auch in diesem Jahr wieder Bonuszahlungen genehmigt, von den Beschäftigten werde dagegen erwartet, dass sie einen Rückgang beim Lebensstandard hinnähmen. "Die Missachtung der Interessen der Beschäftigten durch das Unternehmen hat unsere Verhandlungskommission zu dem harten Vorgehen gezwungen", erklärte Rapson.

GM betonte, das Unternehmen strebe nach wie vor eine Einigung mit der Gewerkschaft an. Das US-Präsidialamt rief beide Seiten auf, den Tarifstreit in Gesprächen zu lösen.

GM hatte bei den Verhandlungen weitreichende Konzessionen bei den rasant steigenden Krankenversicherungskosten für die vielen Betriebsrentner, Lohnkonzessionen und andere Zugeständnisse von der Gewerkschaft gefordert. Damit will GM den Abstand bei den Arbeitskosten von 25 bis 30 Dollar je Stunde zu den US-Fabriken von Toyota, Honda und anderer ausländischen Autokonzerne verringern. Die Gewerkschaft kämpft ihrerseits vor allem um eine Sicherung von Arbeitsplätzen.

Wer hat den längeren Atem?

Die UAW vertritt nach zahlreichen Werksschließungs- und massiven langjährigen Stellenabbau-Aktionen des Branchenführers nur noch 73.000 GM-Arbeiter. GM verfügt in den USA über 82 Auto- und Teilefabriken sowie andere Betriebe. Die Gewerkschaft hat einen riesigen Streikfonds von 800 Mio. Dollar und zahlt den GM-Arbeitern im Streikfall 200 Dollar pro Woche. Sie kann sich somit einen langen Streik leisten.

General Motors hat nach Darstellung von Automobilfachleuten so hohe Lagerbestände, die den Verkauf für 60 bis 65 Tage abdecken könnten. Ein langer Ausstand könnte den Branchenführer allerdings Milliarden kosten.

GM wollte die 50 Mrd. Dollar hohen Kosten für knapp 340.000 GM-Betriebsrentner und ihre Angehörigen auf einen von der Gewerkschaft zu verwaltenden und von dem Autokonzern teilweise zu finanzierenden Sonderfonds übertragen. GM hatte mit der Gewerkschaft bereits früher die Schließung von einem Dutzend weiterer Fabriken bis Ende 2008 und die Freisetzung zehntausender Arbeiter vereinbart.

Die UAW hatte zuletzt 1970 einen "nationalen" Streik gegen alle amerikanischen GM-Fabriken ausgerufen. Zwischenzeitlich waren durch einen langen kostspieligen Streik in zwei wichtigen GM-Fabriken in Flint (US- Bundesstaat Michigan) im Jahr 1998 der größte Teil der amerikanischen GM-Operationen wochenlang lahmgelegt worden. Die Gewerkschaft muss außer mit General Motors auch mit Ford und Chrysler neue vierjährige Tarifabkommen aushandeln.

Quelle: ntv.de

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