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Zehntausende betroffen Streikwelle bei Lufthansa

Mitten in der Urlaubszeit treffen mehrere Arbeitskämpfe bei der Lufthansa zehntausende Reisende. Innerhalb von 36 Stunden fielen aufgrund von Streiks von Piloten rund 900 Flüge bei zwei Lufthansa-Töchtern aus. In der kommenden Woche drohen außerdem, unabhängig von den Piloten, Arbeitsniederlegungen beim Boden- und Kabinenpersonal. Die Gewerkschaft ver.di will an diesem Freitag das Ergebnis ihrer Urabstimmung und ihre Streikpläne bekanntgeben. In der Branche wird damit gerechnet, dass es dadurch vom kommenden Sonntag oder Montag an vor allem auf kürzeren Strecken zu Behinderungen kommt.

Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer appellierte vergeblich an ver.di, Gespräche "unter Mitwirkung eines neutralen Dritten" wieder aufzunehmen und auf Streiks zu verzichten. Bereits die Ankündigung von Arbeitskämpfen habe Spuren bei den Buchungszahlen hinterlassen, die Schäden von Streiks seien erheblich.

Die Gewerkschaft ver.di wies die Forderung umgehend zurück: Schon bei den gescheiterten Verhandlungen habe Lufthansa zu erkennen gegeben, dass sie sich "in die Schlichtung retten" wolle, sagte ver.di-Sprecher Harald Reutter. Lufthansa solle stattdessen ein Angebot vorlegen, das die Beschäftigten angemessen am Erfolg des Konzerns beteilige. "Wir wollen ein Ergebnis in Verhandlungen und brauchen keinen Schlichter", sagte Reutter.

Cockpit zufrieden mit Streikwirkung

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit wertete indes ihren 36-stündigen Streik bei CityLine und Eurowings als Erfolg. Allein am Mittwoch wurden bis 24.00 Uhr rund 500 Flüge gestrichen. "Wir sind zufrieden, was den Zusammenhalt der Piloten angeht", sagte die Leiterin Tarifpolitik der Gewerkschaft, Ilona Ritter. Die Gewerkschaft forderte Lufthansa auf, ein verbessertes Angebot vorzulegen. Das bisherige Angebot gleiche gerade mal die Inflation aus, sagte Ritter.

Die Piloten der Töchter wollen ihre Bezahlung näher an das Niveau der Konzernmutter anheben lassen. Lufthansa hatte den insgesamt rund 1.000 Piloten zuletzt 5,5 bis 6,5 Prozent mehr Geld bei 18 bis 24 Monaten Laufzeit sowie Einmalzahlungen angeboten. Die Vereinigung Cockpit bezeichnete das Angebot als nicht verhandlungsfähig. "Wir haben einen Auftrag von den Piloten erhalten", sagte Ritter mit Blick auf die Urabstimmung unter den Piloten.

Neue Front Verdi

Bei der Gewerkschaft ver.di, die unabhängig von den Piloten für rund 50.000 Beschäftigte am Boden und in der Kabine über neue Tarife verhandelt, liefen unterdessen die Streikvorbereitungen auf Hochtouren. Im Gegensatz zu den Piloten bei den Töchtern will ver.di nicht alle Mitglieder gleichzeitig zu Streiks aufrufen, sondern den Arbeitskampf jeweils auf einzelne strategische Bereiche beschränken. Die Pläne würden so früh wie möglich vorgestellt, um den Passagieren Zeit zur Vorbereitung zu lassen, hieß es. Allerdings wolle man dem Arbeitgeber auch nicht ermöglichen, große Alternativen auszuarbeiten.

Kein Chaos am Himmel

Das befürchtete Chaos an den Flughäfen durch die Pilotenstreiks blieb allerdings auch am Mittwoch aus. Man habe jedem Passagier eine Alternative anbieten können, sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow. Dazu zählten Umbuchungen auf andere Maschinen, Bahnfahrkarten, die Verschiebung der Reise auf einen anderen Tag oder in wenigen Fällen auch die Stornierung der Ticket. "Es ist ganz ruhig, es gibt keine langen Schlangen", sagte Lufthansa-Sprecherin Amlie Lorenz in Frankfurt. "Die Kunden wissen einfach Bescheid."

Wie groß die Auswirkungen der Streiks von ver.di sein werden, blieb zunächst unklar. Lufthansa erklärte, die Langstrecke und die Flüge zwischen den großen europäischen Metropolen hätten absolute Priorität. Mit einer flexiblen Einsatzplanung will das Unternehmen diese Flüge auch dann absolvieren, wenn zum Beispiel in Catering- Betrieben oder bei Lufthansa Technik gestreikt wird.

Die Lufthansa-Töchter CityLine und Eurowings fliegen im Auftrag der Lufthansa mit kleineren Maschinen innerhalb Europas. Nicht von den Streiks betroffen waren die von Lufthansa selbst geflogenen stark frequentierte Routen zwischen europäischen Metropolen und der Interkontinentalverkehr. Auch Lufthansa-Regionalpartner wie Augsburg Airways flogen planmäßig.

Quelle: ntv.de

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