Kapitalerhöhung in Gefahr Streit um HSH Nordbank
01.05.2009, 14:18 UhrUnter den Anteilseignern der finanziell stark angeschlagenen HSH Nordbank ist Finanzkreisen zufolge ein Streit über die Bewertung der Landesbank entbrannt. Der US-Finanzinvestor J.C. Flowers und die Sparkassen in Schleswig-Holstein, die zusammen knapp über 40 Prozent halten, haben erhebliche Zweifel an einem für die anstehende Kapitalerhöhung erstellten Gutachten geäußert und fordern eine höhere Bewertung der Bank, wie von einer Person aus dem Umfeld des Aufsichtsrats zu erfahren war. Auf diese Weise würden die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg nach der nur von ihnen aufgebrachten Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro einen überproportional hohen Anteil halten.
Der Sparkassenverband war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Ein Sprecher von Flowers wollte sich zur Sache nicht äußern.
Der amtierende Aufsichtsratschef Wolfgang Peiner wies zurück, dass es ein Zerwürfnis im Kontrollgremium gibt. "Es gibt einen einstimmigen Beschluss des Aufsichtsrates, am 15. Mai eine außerordentliche Hauptversammlung durchzuführen und dort die Kapitalerhöhung zu beschließen", sagte er der "Financial Times Deutschland". "Alle Anteilseigner haben ihre Absicht erklärt, bis dahin einen Konsens zu erzielen."
Werte zu niedrig angesetzt?
Das "Handelsblatt" berichtete auf seiner Internetseite, Flowers und die Sparkassen würden die Gefahr sehen, dass die Bank aufgrund eines zu niedrig angesetzten Wertes von den Ratingagenturen herabgestuft werde und damit auch die Refinanzierungskosten zulasten des Steuerzahlers stiegen.
Die HSH Nordbank hatte im vergangenen Jahr wegen hoher Wertberichtigungen in Folge der Finanzkrise einen Verlust von 2,7 Milliarden Euro eingefahren und braucht dringend eine Kapitalerhöhung. Flowers und die Sparkassen wollen sich daran nicht beteiligen, ihr Anteil würde sich durch eine niedrige Bewertung des Aktienkurses stark verwässern. Die Beteiligung von Flowers von derzeit knapp 26 Prozent würde voraussichtlich weit unter die Sperrminorität rutschen. Die Sparkassen müssten ihre Anteile von insgesamt 14 Prozent ebenfalls deutlich abwerten, was zu Wertberichtigungen bei den 14 Sparkassen in Schleswig-Holstein führen würde.
Das für die Kapitalerhöhung notwendige Gutachten sei am Donnerstag in einer Aufsichtsratssitzung vorgestellt worden, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen. Flowers und die Sparkassen hätten gegen das Gutachten Widerspruch eingelegt, am Montag werde darüber im Kontrollgremium erneut gesprochen. Wie die "FTD" berichtete, setzte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC für die Bewertung eine Spanne von 11 bis 20 Euro je Aktie an. Zur letzten Kapitalerhöhung im Jahr 2008 seien die Aktien dagegen noch mit 55 Euro bewertet worden.
Quelle: ntv.de