First Choice TUI bestätigt Fusion
18.03.2007, 14:05 UhrIn der europäischen Tourismusbranche gibt es eine weitere Großfusion. Nur wenige Wochen nachdem Thomas Cook den britischen Reiseveranstalter MyTravel übernommen hat, bestätigt der europäische Branchenprimus TUI den Zusammenschluss seines Reisegeschäftes mit dem des britischen Konkurrenten First Choice. Die Schifffahrtssparte und die Hotels bleiben von der Fusion unberührt.
Das neue Unternehmen namens TUI Travel soll eine Aktiengesellschaft (Plc) nach britischem Recht werden und ihren Sitz in London haben. Die strategische Steuerung in der Touristik und der Schifffahrt sollen aber in Hannover bleiben. An TUI Travel halten TUI 51 Prozent und die Aktionäre von First Choice 49 Prozent halten. Im Zuge der Fusion sollen im Vertrieb in Großbritannien Arbeitsplätze gestrichen werden. In Deutschland sind den Angaben zufolge keine Stellen direkt betroffen.
TUI Travel soll einer der profitabelsten Reisekonzerne der Welt werden. Der neue Konzern kommt auf einen Umsatz von mehr als 17 Mrd. Euro. Die Fusion kommt zur rechten Zeit für TUI. Der Reise- und Schifffahrtskonzern ist im vorigen Jahr tief in die roten Zahlen gerutscht. Auch am Markt wurde die Nachricht von der Fusion begrüßt. Die TUI-Aktie verzeichnete nach der Bekanntgabe der Fusion einen Kurssprung. Das Papier legte zeitweise um mehr als elf Prozent zu.
Auf der Pressekonferenz am Montag in Hamburg meldete TUI beim Konzernergebnis nach Steuern ein Minus von 846,6 Mio. Euro. Im Vorjahr hatten noch 496,3 Mio. Euro Gewinn unter dem Strich in der Bilanz gestanden. Die roten Zahlen waren erwartet worden, nachdem die Schifffahrt deutlich unter die Vorjahreswerte gerutscht war, unter anderem wegen geringerer Frachtraten und gestiegener Ölpreise.
Das sei zwar "unbefriedigend", aber es sei vor allem auf Sondereffekte zurückzuführen, sagte TUI-Chef Michael Frenzel. "Damit entlasten wir die Zukunft." Unter anderem waren Wertabschreibungen in der Touristiksparte in Höhe von 710 Mio. Euro angefallen. In die Zukunft blicke man mit großer Zuversicht, sagte Frenzel.
Im Reisegeschäft steigerte die TUI den Umsatz nur leicht um 0,1 Prozent auf 14,1 Mrd. Euro. Das Ergebnis (bereinigtes Ebita) verbesserte sich um 9,5 auf 401 Mio. Euro.
Die TUI-Spitze war im Dezember mit einem Spar- und Expansionsprogramm in die Offensive gegangen. Frenzel kam es vor allem darauf an, die schwache Rendite des Marktführers in der Touristik zu stärken.
First Choice ist mit 15.000 Mitarbeitern in 17 Staaten präsent und die Nummer vier in Europa. Im vergangenen Geschäftsjahr (31. Oktober) lag der Umsatz bei 2,72 Mrd. Pfund (3,97 Mrd. Euro). Das Unternehmen wurde zuletzt an der Börse mit 1,51 Mrd. Pfund bewertet. Es gilt als besonders ertragsstarker Anbieter in den derzeit besonders gefragten Sektoren Baustein- und Zielgruppenreisen.
Ende vergangenen Jahres hatte Thomas Cook ein Auge auf First Choice geworfen. Auch MyTravel dachte offiziell über ein Gebot für die Pauschalreisen-Sparte des britischen Konkurrenten nach. Der zum KarstadtQuelle-Konzern gehörende Reiseveranstalter Thomas Cook hatte sich dann jedoch zur Übernahme des Reiseveranstalters MyTravel entschieden. Thomas Cook ist mit Marken wie Neckermann Reisen und Bucher Last Minute Nummer zwei in Deutschland. Branchenexperten gingen davon aus, dass diese Übernahme mit der geballten Einkaufsmacht von MyTravel und Thomas Cook bei Flügen und Hotelbetten TUI bedrängte.
Quelle: ntv.de