Abfrage von Kundendaten Telekom begrenzt Zugriff
04.06.2008, 08:05 UhrAls Reaktion auf den Missbrauch von Verbindungsdaten bei der Deutschen Telekom hat Konzernvorstandsvorsitzender Ren Obermann eine Einschränkung des internen Zugriffs auf Kundendaten angekündigt. "Wir werden unsere Mitarbeiter schulen und die Zugriffsberechtigungen auf die Daten begrenzen", sagte der Manager der Wochenzeitung "Die Zeit". Der Service werde nicht darunter leiden.
"Wir tun alles, um die höchstmögliche Sicherheit unserer Kundendaten zu gewährleisten", versprach Obermann. Dazu würden die Sicherheitskonzepte der Telekom "regelmäßig fortentwickelt, überprüft und mit den zuständigen Aufsichtsbehörden abgestimmt".
Obermann sicherte in dem Interview erneut zu, alles zu tun, "um zu klären, was in diesem Fall wirklich passiert ist, damit wir das Vertrauen unserer Kunden wieder stärken können".
Die Telekom hat eingeräumt, dass zwischen 2005 und 2006 Telefondaten ausspioniert worden seien, um undichte Stellen im Konzern zu stopfen. Die Daten wurden von einer Berliner Firma ausgewertet. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen.
Netzagentur empfiehlt Beschwerdestellen
Der Präsident der Bundesnetzagentur, Matthias Kurth, hat der Deutschen Telekom geraten, bei der Aufarbeitung der Spitzelaffäre interne Beschwerdestellen nach dem Vorbild des Siemens-Konzerns einzurichten. Durch solche internen Beschwerdestellen, bei denen Mitarbeiter illegale Praktiken innerhalb des Unternehmens melden können, lasse sich "Vertrauen wieder aufbauen", sagte Präsident Matthias Kurth der "Berliner Zeitung".
"Es muss verhindert werden, dass die Bürger das Vertrauen in Telekommunikationsunternehmen verlieren." Es gehe deshalb bei der Telekom darum, interne Befugnisse der Mitarbeiter so zu regeln, dass ein "Missbrauch von Daten ausgeschlossen ist".
Da laut Kurth die Netzagentur für die Überwachung des Fernmeldegeheimnisses zuständig sei, habe die Behörde ein formelles Auskunftsersuchen an die Telekom gerichtet. "Es ist nun eine Bringschuld des Unternehmens, uns eine Schwachstellenanalyse vorzulegen", sagte er dem Blatt. "Wir werden diese dann mit aller Sachlichkeit prüfen."
Habe die Netzagentur Einwände, könne die Behörde das Sicherheitskonzept der Telekom beanstanden und "nötige Änderungen auch durchsetzen". Forderungen nach schnellen Gesetzesänderungen widersprach er.
Zweiter Fall Telekom?
Die Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom zieht unterdessen immer weitere Kreise. Die für den Telekommunikationskonzern tätig gewesene Überwachungsfirma Network Deutschland habe auch für die Deutsche Bahn illegale Daten beschafft, berichtete das "Handelsblatt". Die Zeitung zitiert einen Subunternehmer der Firma, demzufolge sich die Arbeiten für Telekom und Bahn bis ins Detail glichen.
Die Bahn wies diese Vorwürfe zurück: Zwar habe der Konzern mit Network Deutschland zusammengearbeitet, dabei sei es jedoch nur um legale Ermittlungen in Fällen von Wirtschaftskriminalität und Korruption gegangen.
Quelle: ntv.de