Personalabbau möglich Telekom findet Partner
05.03.2008, 17:28 UhrDie Deutsche Telekom hat nach langer Suche einen Partner für ihre Geschäftskundensparte gefunden. In der Systemintegration geht T-Systems künftig gemeinsame Wege mit dem amerikanischen IT-Unternehmen Cognizant. Der neue Spartenchef Reinhard Clemens hofft, T-Systems damit auf den Wachstumspfad zurückzubringen. Dennoch gebe es noch Restrukturierungsbedarf, der zu betriebsbedingten Kündigungen führen könne, sagte Clemens.
T-Systems will durch wettbewerbsfähigere Preise und ein breiteres Angebot seine Stellung in den Märkten ausbauen, auf denen die Telekom-Tochter schon vertreten ist. Die Partnerschaft eröffne aber auch Chancen in neuen Märkten. "Wir haben kein Standbein im Pharma-Bereich und bei Finanzdienstleistern in der Systemintegration", sagte Clemens. Dort ist Cognizant stark, während T-Systems stark in der Autoindustrie, der Telekommunikation und Fertigung sowie im öffentlichen Sektor vertreten ist. Die Partner teilen sich die Kundenbetreuung nach Branchenkompetenz auf und damit auch die Umsätze. Die jeweils fünf größten Kunden bleiben aber bei T-Systems und Cognizant.
T-Systems will auch von der Präsenz des US-Unternehmens außerhalb Europas profitieren. Cognizant macht in Nordamerika 83 Prozent seines Umsatzes. Das Hauptaugenmerk von T-Systems liege auf Europa. "Mit der Partnerschaft können wir aber unsere Kunden weltweit beliefern und betreuen", erläuterte Clemens. "Ziel ist es, in den kommenden Jahren durchschnittlich um 14 Prozent zu wachsen im IT-Sektor." Der europäische Markt wachse um sechs bis sieben Prozent.
Für Konzernchef Rene Obermann ist Cognizant das fehlende Teil seines im März 2007 vorgestellten Strategie-Puzzles. Das Unternehmen hatte vor gut einem Jahr mit der Partnersuche für T-Systems begonnen - zunächst für die ganze Sparte, später nur noch für die Systemintegration, in der T-Systems weltweit 15.000 Menschen beschäftigt, davon 8500 bis 9000 in Deutschland. "Bei der Partnersuche war die Devise immer, dass Qualität vor Zeit geht", sagte Obermann.
Stellenabbau nicht ausgeschlossen
Mit der Partnerschaft will die Telekom-Tochter Kosten sparen, indem sie sich verstärkt auf Niedriglohnländer stützt. 40.000 der mehr als 55.000 Mitarbeiter von Cognizant arbeiten in Indien und China. Die 1150 Mitarbeiter von T-Systems in Indien übernimmt Cognizant. Einen Personalabbau schloss Clemens nicht aus. "Wenn das Geschäft wächst, dann gibt es weniger Bedarf für Restrukturierung. Aber es gibt Anpassungsbedarf", betonte der T-Systems-Chef. "Wir werden versuchen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, aber wir werden Mitarbeiter entlassen, wenn dies zwingend notwendig ist." 3000 bis 3500 Menschen arbeiten für T-Systems in Deutschland in der Anwendungsentwicklung.
Die Gewerkschaft Verdi forderte, die Partnerschaft zu nutzen, um den Schutz für die Mitarbeiter zu verbessern. Die Wachstumsperspektiven sollten in sichere Arbeitsplätze umgemünzt werden, sagte Verdi-Bundesvorstand Lothar Schröder. Ziel sei es, einen möglichst umfassenden Schutz vor Kündigungen zu erreichen. Gespräche darüber sollten möglichst rasch aufgenommen werden.
Quelle: ntv.de