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Macht der Bund Druck? Telekom muss kaufen

Der Bund verlangt Kreisen zufolge von der Deutschen Telekom eine größere Übernahme, um dem seit Jahren lahmenden Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. "Berlin ist ganz klar auf Expansionskurs und macht Druck", sagte eine Person aus dem Umfeld des Großaktionärs.

Auf der Suche nach geeigneten Kandidaten schaue sich die Telekom schon seit Monaten die US-Telefongesellschaft Sprint Nextel an, sagten mehrere andere, mit der Situation vertraute Personen. Eine Entscheidung sei aber nicht gefallen. Die Unternehmen wollten keine Stellung nehmen. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) sagte am Abend in Berlin zu einem angeblichen Interesse der Telekom an Sprint: "Ich halte das für ein Gerücht - wie so vieles andere auch."

Trotz erster Erfolge von Telekom-Chef Rene Obermann im Deutschland-Geschäft und Zukäufen in den USA und den Niederlanden für das internationale Mobilfunkgeschäft dümpelt die T-Aktie unter ihrem Ausgabekurs von 14,32 Euro beim ersten Börsengang vor zwölf Jahren. Obermann hatte gesagt, er knüpfe sein Schicksal bei der Telekom an den Kurs. Öffentlich kommt von den Großaktionären, der Bundesregierung und dem Finanzinvestor Blackstone, kein Gegenwind, doch ist immer wieder zu lesen, dass sie mit der Entwicklung des Aktienkurses unzufrieden sind.

Widerstände der Wettbewerbsbehörden


Anleger sehen ein etwaiges Engagement der Telekom bei Sprint Nextel skeptisch. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Telekom derzeit zu diesem Schritt entschließt", sagte Fondsmanager Heinrich Ey von Allianz Global Investors. Zwar scheine die Gelegenheit angesichts des starken Kursrückgangs von Sprint Nextel günstig, mit einem Schlag die Nummer eins der landesweiten US-Mobilfunkanbieter vor AT&T und Verizon Wireless zu werden. Andererseits stünde die Telekom dann vor der Aufgabe, die unterschiedlichen Netzwerktechnologien zusammenzuführen, sagte Ey. Sprint Nextel habe sich eben damit verzettelt und Kunden verloren.

Analysten verweisen auch auf mögliche Widerstände in den USA aus der Politik und von den Wettbewerbsbehörden, sollte die Telekom zum führenden Anbieter aufsteigen wollen. Außerdem müsse dafür viel Geld fließen. An der Börse wird Sprint mit 22 Milliarden Dollar bewertet. "Inklusive einer Prämie müsste die Telekom 25 bis 30 Milliarden Dollar bezahlen und 20 Milliarden Dollar Schulden übernehmen", sagte Ey. Und die Beteiligung an der griechischen OTE binde Managementkapazität.

T-Aktie sinkt, Sprint-Aktie steigt

Die T-Aktie schloss am Montag mit einem Minus von 1,5 Prozent auf 11,61 Euro. Sprint-Nextel-Papiere stiegen dagegen um 4,3 Prozent auf 8,23 Dollar. Allerdings hat die Aktie seit Juni 2007 mehr als 60 Prozent an Wert verloren, weil Sprint Nextel unter anderem wegen eines schlechten Kundendienstes und Netzwerkproblemen die Kunden in Scharen davonlaufen. Weil der US-Branchendritte den Firmenwert der 2005 für etwa 35 Milliarden Dollar übernommenen Nextel fast ganz abschrieb, rutschte er tief in die roten Zahlen.

Etwa seit der Abschreibung Ende Januar schaue sich auch die Telekom das Unternehmen näher an, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die US-Investmentbank Merrill Lynch hatte den Bonner Konzern im März als potenziellen Käufer für Sprint genannt.

Bereits im Jahr 2000 hatte die Telekom nach eigenen Angaben eine Übernahme von Sprint geprüft, sich aber stattdessen für annähernd 40 Milliarden Euro Voicestream einverleibt, um auf dem US-Markt Fuß zu fassen. Das hatte ihr nicht nur Lob eingebracht. Doch T-Mobile USA ist der Wachstumstreiber des Konzerns, dessen Heimatgeschäft stagniert. T-Mobile ist zwar der kleinste der vier landesweiten US-Mobilfunkanbieter, wächst aber am schnellsten.

Quelle: ntv.de

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