Hohe Personalkosten Telekom reduziert anders
20.01.2008, 12:40 UhrDie Deutsche Telekom verabschiedet sich von den massiven Stellenstreichung der vergangenen Jahre. "Wir werden kein neues großes Abbauprogramm auflegen", sagte Personalvorstand Thomas Sattelberger in Bonn. Beim Konzernumbau will der Manager künftige auf ein breite Palette von Maßnahmen zurückgreifen, wie den verstärkten Wechsel von Telekom-Beamten zu Bundes- und Landesbehörden. "Natürlich werden wir weiter Anpassungsbedarf haben, müssen in Bereichen auf-, in anderen aber auch abbauen. Die erfolgreiche Vermittlung von Beamten ist dabei ein wichtiger Faktor."
Um die Arbeitskosten weiter zu senken, sollen Standorte zusammengelegt und mehr Beamte als bisher zumindest zeitweise an den Staat ausgeliehen werden, erklärt Personalvorstand Thomas Sattelberger. Neueinstellungen - allein 4000 in diesem Jahr - sollen zugleich eine Überalterung der Belegschaft verhindern.
Die Senkung der Arbeitskosten sei notwendig, um wettbewerbsfähiger zu werden. "Wir brauchen diese Leitplanken, um die Lücke zum Wettbewerb zu füllen", sagte Sattelberger, der im vergangenen Jahr von Conti zur Telekom gewechselt war. Der Personalaufwand mache bei der Deutschen Telekom 27,8 Prozent der Kosten aus, France Telecom komme in Frankreich auf gerade 21,5 Prozent.
32.000 weniger Stellen
"Es wird kein neues 32.000er-Programm geben.", erklärte der Personalvorstand. Bei der Telekom läuft derzeit ein Sparprogramm, dass den Wegfall von 32.000 Stellen bis zum Jahresende vorsieht. Das werde wie geplant erreicht, sagte Sattelberger. Analysten fordern einen noch größeren Abbau, damit die Telekom konkurrenzfähig werde.
Die Telekom müsse in der Verwaltung viel schlanker werden. "Derzeit gibt es zuviel Doppel-, Dreifach-, Vierfacharbeit und zu viele Abstimmungsprozesse", sagte Sattelberger. Zudem will die Telekom die Mitarbeiter etwa in der Buchhaltung und in Call-Centern an weniger, aber größeren Standorten bündeln. "Wir arbeiten teilweise an Kleinststandorten", kritisierte er.
Seit der Privatisierung Mitte der 90er Jahre hat der Konzern rund 120.000 Arbeitsplätze abgebaut und dies unter anderem mit dem harten Wettbewerb begründet.
Neue Karrierewege für Beamte
Die Telekom hat aus ihrer Vergangenheit als Staatsmonopolist heraus eine Vielzahl von Standorten und einen hohen Beamtenanteil in der Belegschaft. Knapp 62.000 der rund 152.000 Beschäftigten im Inland sind Staatsdiener. Sie will Sattelberger nun verstärkt an Bund, Länder und Kommunen zurückgeben. "Der Einsatz der Beamten kann projektbezogen, über Monate oder Jahre oder dauerhaft sein." Der Bedarf dafür sei vorhanden. "Wir haben gute Gespräche mit der öffentlichen Hand", sagte Sattelberger. "Die Bundesagentur für Arbeit hätten wir zum Beispiel gerne als größeren Kunden."
Wie viele Beamte bei der öffentlichen Hand eingesetzt werden sollen, wollte Sattelberger nicht sagen. In Unternehmenskreisen wurde ein Ziel von etwa 9000 bis zum Jahr 2010 genannt. Sollte das Modell nicht zum Tragen kommen, "müssen wir an den anderen Planken kräftiger arbeiten", sagte der Manager.
Von der Bundespost ins Arbeitsamt
Die Telekom hat Personal bisher stets ohne betriebsbedingte Kündigungen abgebaut. Alle Maßnahmen stoßen dennoch auf heftige Reaktionen in Öffentlichkeit und Politik. Die Ausgliederung von 50.000 Service-Mitarbeitern in konzerneigene Gesellschaften hatte im Sommer 2007 zum ersten Streik der Unternehmensgeschichte geführt. Die ausgegliederten Mitarbeiter müssen länger arbeiten, erhalten durch Ausgleichszahlungen aber zunächst das gleiche Gehalt. Die Einstiegsgehälter wurden aber gesenkt, was das Lohnniveau auf Dauer senkt. Insgesamt will der Konzern die Kosten bis 2010 um 4,7 Mrd. Euro senken.
Auch die langwierige Suche nach Partnern für die Geschäftskundensparte T-Systems ist ein Thema für den Personalvorstand. "Wir prüfen jede mögliche Option auch und gerade unter Personalgesichtspunkten", sagte Sattelberger.
Quelle: ntv.de