Steuereffekte hauen rein Telekom schafft eigene Ziele
28.02.2008, 11:02 UhrDie Deutsche Telekom hat dank hoher Einsparungen durch verschärften Personalabbau ihre eigenen Finanzziele im vergangenen Jahr leicht übertroffen. Trotz der Kosten für den Konzernumbau und des harten Wettbewerbs am Heimatmarkt lag das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) 2007 mit 19,3 Mrd. Euro leicht über den von der Telekom anvisierten rund 19 Mrd. Euro. Wie der Bonner Telekomriese am Donnerstag mitteilte, trug vor allem der Personalabbau dazu bei, dass die Einsparungen mit 2,3 Mrd. Euro höher ausfielen als mit zwei Mrd. Euro ausgegeben. Im laufenden Jahr rechnet der Telekomriese mit einem operativen Gewinn auf Vorjahresniveau.
Auch in den kommenden Jahren stehen die Sparanstrengungen bei Vorstandschef Rene Obermann weit oben auf der Agenda. Bis 2010 will der Manager die Kosten im Konzern um bis zu 4,7 Mrd. Euro gedrückt haben. Auch wenn sich das Geschäft im Inland zu stabilisieren scheint, erwägt Obermann weitere Einsparungen. "Sollten sich weitere Potenziale ergeben, werden wir sie nutzen", kündigte er an. Der Personalumbau werde
weitergehen.
"Wir bauen um, nicht nur ab"
Im vergangenen Jahr entfielen 40 Prozent der Einsparungen auf Personalkosten, wie Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick erläuterte. Bis zum Jahresende will die Telekom die Zahl der Mitarbeiter ohne betriebsbedingte Kündigungen um 32.000 reduzieren. 2007 hätten insgesamt 14.400 Beschäftigte den nach Umsatz größten europäischen Telekomkonzern verlassen. Neben dem Verkauf von Call-Centern seien die Mitarbeiter über Vorruhestand, Altersteilzeit, Abfindungen sowie natürliche Fluktuation von der Gehaltsliste der Telekom verschwunden. Dadurch habe sich der Personalaufwand im Inland um acht Prozent auf 9,5 Mrd. Euro reduziert. Darin spiegelten sich auch schon erste Effekte der Auslagerung von rund 50.000 Service-Mitarbeitern in konzerneigene Gesellschaften wider, erläuterte Obermann. Diese müssen länger arbeiten und verdienen nur durch Ausgleichszahlungen das gleiche wie vorher.
Die Verhandlungen über die Auslagerung waren von einem wochenlangen Streik begleitet gewesen. Die Gewerkschaft Verdi hat bereits mit weiteren Konflikten gedroht, sollte die Telekom die Systemintegration der Geschäftskundensparte T-Systems verkaufen. Für diesen Bereich sucht der Bonner Konzern einen Partner. Die Auslagerung von Arbeit in Niedriglohnländer soll die Kosten drücken. Der Konzern stehe in "sehr weit fortgeschrittenen Gesprächen" und gehe davon aus, "in Kürze eine Vereinbarung abschließen zu können", sagte Obermann.
Gegenüber n-tv sagte Obermann: "Wir kämpfen darum, möglichst viel Arbeit im Konzern zu halten und die Arbeit bei uns zu guten Bedingungen anzubieten, gar keine Frage. Aber da, wo wir Personalabbau-Bedarf haben oder wo wir Personal umbauen, da muss es eben auch sein, weil sich die Technologien weiterentwickeln, weil der Wettbewerb nun mal - regulierungsbedingt übrigens - gnadenlos ist. D.h., wir kommen an solchen Anpassungen nicht vorbei. Per Saldo lässt sich sagen: wir bauen um und nicht nur ab. Wir schaffen z.B. neue Arbeitsplätze, dieses Jahr 2600."
Wachstum nur im Mobilfunk
Im vergangenen Jahr wuchs der Konzern abermals nur wegen seines ausländischen Mobilfunkgeschäfts. Der Umsatz stieg um 1,9 Prozent auf 62,5 Mrd. Euro. Im Breitband- und Festnetzgeschäft schlugen sich die Verluste von herkömmlichen Anschlüssen und gesunkene Preise nieder. Der Umsatz sank 2007 am Heimatmarkt um acht Prozent, das bereinigte Ebitda sogar um 14,1 Prozent. Im vierten Quartal stand aber ein leichtes Plus von 0,4 Prozent zu Buche. Dies führte Eick auf die Kosteneinsparungen zurück.
Mit acht Mrd. Euro lag auch der Umsatz bei T-Mobile Deutschland 2,7 Prozent unter dem Vorjahr. Damals hatte jedoch ein noch größerer Rückgang von 4,7 Prozent zu Buche gestanden. Das bereinigte Ebitda lag 2007 um 11,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Geschäftskundensegment sank der Umsatz um 6,9 Prozent. Dabei konnte das Plus im Ausland von 7,1 Prozent den zehnprozentigen Rückgang im Inland nicht ausgleichen. Das bereinigte Ebitda sank im Gesamtjahr um 17,7 Prozent auf 1,1 Mrd. Euro. Damit verlangsamte sich der Rückgang.
Unter dem Strich verblieb im Schlussquartal im Konzern ein Verlust von 757 Mio. Euro. Im Gesamtjahr stand ein Gewinn von 569 Mio. Euro zu Buche, nach rund 3,2 Mrd. Euro 2006. Eick machte dafür unter anderem höhere Abschreibungen und höhere Ertragssteuern verantwortlich.
Für 2008 geht der Telekomriese weiter davon aus, bei operativem Gewinn und Free Cash Flow im Vergleich zum abgelaufenen Jahr nicht weiter draufsatteln zu können. Grund sind Investitionen, wie der Ausbau des Mobilfunknetzes in den USA sowie Kosten für das Breitbandangebot im Inland.
Quelle: ntv.de