Superbrücke nach Dänemark Tiefensee bereitet Weg
03.09.2008, 13:28 UhrDeutschland und Dänemark haben den Weg frei gemacht für den Bau der längsten Brücke Europas über den Fehmarnbelt. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und seine dänische Amtskollegin Carina Christensen vereinbarten in Kopenhagen mit einem Staatsvertrag den Bau der Superbrücke von 2011 bis 2018.
Die Kosten für ein 19 Kilometer langes Schrägseilbauwerk über die Meerenge werden mit rund 4,4 Mrd. Euro veranschlagt. Dem Brückenschlag von Skandinavien nach Mitteleuropa müssen noch die beiden Parlamente zustimmen.
Deutschland kommt billig weg
Über die Verbindung zwischen Puttgarden und Rödby sollen nach dem jetzigen Stand der Planung eine vierspurige Straße und eine zweigleisige Eisenbahnstrecke führen. Dänemark ist zuständig für die Errichtung, den Betrieb und vor allem für die Finanzierung der Querung, für deren Benutzung nach der Fertigstellung eine Maut erhoben werden soll. Deutschland verpflichtet sich, die Hinterlandanbindung vor allem auf Fehmarn auszubauen. Zudem muss die Bahnverbindung ausgebaut und elektrifiziert werden.
Tiefensee nannte den Vertrag einen Meilenstein nach 16 Jahren Vorbereitung. Das Projekt sei ein wesentliches Element zur Vollendung der Nord-Süd-Achse zwischen Skandinavien und Mitteleuropa über die Vogelfluglinie. Außerdem könne der deutsche Steuerzahler sehr zufrieden sein mit dieser Lösung. Lange Zeit chronisch leere Staatskassen in Berlin und das, so Tiefensee, "deutlich stärkere Interesse" in Kopenhagen ließen den Dänen nach jahrelangem Warten, Drängen und Tauziehen am Ende keine andere Wahl, als alles bis auf die Landanbindungen in Schleswig-Holstein allein zu zahlen.
Doch das damit verbundene Risiko für die Staatskasse und die ungleiche Lastenverteilung mit dem (nach Einwohnern) fast zwanzigmal so großen Nachbarn scheint in Kopenhagen nur wenige zu schrecken. Bis auf die rechtspopulistische DVP und die linke Einheitsliste stimmen alle Parteien im Folketing dem Projekt zu. Bei der Unterzeichnung des Vertrages demonstrierten am Hafen gerade mal zwei Dänen. Verkehrsministerin Christensen versprach eine neue Dynamik in den wirtschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern, die ihnen Wachstum und Beschäftigung bringen werde.
Protest in Schleswig-Holstein
Das aber sahen die 50 deutschen Demonstranten vom schleswig-holsteinischen Fehmarn ganz anders. Sie sehen den Brückenbau mit zwangsläufig mehr Transitverkehr auf ihrer kleinen Insel als existenzgefährdend für den heimischen Tourismus."Schleswig-Holstein erhält damit die Chance, Drehscheibe zwischen den Boom-Regionen Kopenhagen/Malmö und Hamburg zu werden", erklärte dagegen der Ministerpräsident des Bundeslandes, Peter Harry Carstensen. Die Brücke werde erhebliche Zeitvorteile bringen. Alleine die siebenjährige Bauzeit werde viele hundert Arbeitsplätze in der Region schaffen und zu einer Ansiedelung von neuen Gewerbegebieten führen.
Wenig begeistert sind auch Umwelt- und Naturschützer, die sich vor allem um die Vogelwelt in dem empfindlichen und ohnehin durch die Schifffahrt stark belasteten Ostsee-Gewässer sorgen. Der Naturschutzbund NABU kündigte an, er werde alle juristischen Mittel ausschöpfen, um das "ökologisch unsinnige Projekt" zu stoppen. Bereits jetzt seien 40.000 Quadratkilometer Ostseeboden ökologisch tot. Mit dem gigantischen Bauwerk gäbe man dem geschützten Meeresgebiet endgültig den Rest.
Quelle: ntv.de