Dramatische Kehrtwende Total erwartet weniger Öl
03.06.2008, 12:27 UhrDie weltweite Ölförderung stößt nach Einschätzung des französischen Öl-Konzerns Total bald an ihre Grenzen. Die geförderte Menge werde deutlich geringer wachsen als von der Internationalen Energieagentur (IEA) erwartet. Wegen geologischer und geopolitischer Probleme rechnet der Konzern damit, dass sich die Tagesförderung bei 100 Mio. Barrel (je 159 Liter) stabilisiert. Selbst dieses Niveau sei schwer zu halten, sagte Konzernchef Christophe de Margerie laut "Les Echos". Die IEA erwartet einen Anstieg von derzeit 87 Mio. auf 116 Mio. Barrel bis 2030.
Vor zwei Wochen hatten bereits Experten der Energy Watch Group (EWG) die IEA-Angaben bezweifelt. Nach Angaben einer EWG-Studie müssen vor allem die Erwartungen bei Förderstaaten wie Russland, Brasilien, Venezuela, Iran, Irak und Saudi-Arabien nach unten korrigiert werden (siehe Link: "Die große Öl-Krise").
Laut Total dürfte sich die Ölförderung bis 2020 auf 95 Mio. Barrel erhöhen. Dazu kämen fünf Millionen Fass Treibstoffe aus Gas- und Kohlesynthese. Weitere Steigerungen seien schwer möglich. "Die IEA wird bald feststellen, dass sie zu optimistisch war", sagte der Total-Chefstratege Jean-Jacques Mosconi. So sei die Förderung der amerikanischen Offshore-Felder in diesem Jahr schon um acht Prozent gesunken. Es gebe ein Problem nicht nur bei den Kapazitäten, sondern auch bei den Reserven.
Paradigmenwechsel am Markt
Auf Basis der Menge der bisher entdeckten Vorkommen und der geförderten Ölmengen hatten die EWG-Experten sogar einen Rückgang der täglichen Fördermengen bis auf 58 Mio. Barrel im Jahr 2020 errechnet.
Bei den Angaben für das Jahr 2030 gehen die Prognosen von IEA und EWG noch weiter auseinander: Während die IEA einen Anstieg der Fördermenge auf 116 Mio. Barrel pro Tag für möglich hält, rechnen die Autoren der Studie mit einem Rückgang auf nur noch 39 Mio. Barrel.
Die IEA hatte erst im April mit ungewöhnlich deutlichen Worten vor einer weltweiten Krise bei der Ölversorgung gewarnt. "Wir sind der Ansicht, dass die Ölproduzenten ihre Fördermenge bedeutend erhöhen müssten, wir sind uns aber nicht sicher, dass sie es tun werden oder können", hatte IEA-Chefökonom Fatih Birol erklärt. Die IEA wird ihren neuen "World Energy Outlook" im November vorstellen.
Quelle: ntv.de