Dollar weltweit auf Rekordtiefs Trichet ist besorgt
13.03.2008, 10:12 UhrEZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat sich erneut besorgt über die kräftigen Kursausschläge an den Devisenmärkten gezeigt. "Angesichts der gegenwärtigen Bedingungen bin ich besorgt über übermäßige Wechselkursschwankungen", sagte Trichet in einem veröffentlichten Gespräch mit dem französischen Magazin "Le Point". Er habe deshalb mit großer Aufmerksamkeit die Äußerungen der US-Behörden zur Kenntnis genommen, wonach ein starker Dollar im Interesse der Vereinigten Staaten liege. Der Euro gab nach den Äußerungen Trichets leicht auf 1,5556 Dollar nach, nachdem er zuvor mit 1,5592 Dollar ein neues Rekordhoch erreicht hatte.
Trichet machte außerdem deutlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidungen treffe, um Preisstabilität zu sichern. Wegen des starken Euro und der schwächeren Konjunktur wurden zuletzt immer wieder Forderungen laut, die EZB solle ihre Zinsen senken. Der Leitzins in der Euro-Zone liegt bei vier Prozent, in den USA dagegen nur bei drei Prozent. Der Zinsvorsprung gilt als wichtiger Grund für den Höhenflug des Euro, weil er Euro-Anlagen für Investoren attraktiver macht.
Dollar unter 100 Yen
Der Dollar ist erstmals seit zwölf Jahren unter die Marke von 100 Yen gerutscht. Der Greenback sackte gegenüber der japanischen Währung auf bis zu 99,77 Yen ab. Händler begründeten dies mit Sorgen um den Zustand der US-Wirtschaft. "Wir starten in eine Dollarkrise. Auf den Märkten gibt es einen kompletten Vertrauensverlust", sagte Währungsstratege Derek Halpenny von BTM-UFJ.
Gerade der Anstieg der japanischen Währung gilt als Gradmesser für die Risikoaversion der Anleger an den Finanzmärkten. Händler erwarten eine Fortsetzung der Abwärtsbewegung und sehen den Dollar bis auf ein Niveau von 95 JPY fallen. Interventionen seitens der japanischen Notenbank erwarten sie noch nicht. Damit scheint die positive Wirkung der Fed-Aktion vom Dienstag bereits vollständig verflogen zu sein.
Fed nicht aktiv, sondern reaktiv
Bereits am Vortag äußerten sich Analysten skeptisch: Die Fed-Politik bleibe weiterhin "zu reaktiv", hieß es. Das Eingreifen der Notenbank habe zwar die Liquiditäts-Verspannungen an den Finanzmärkten etwas gelöst, die Sorgen an den Kreditmärkten dürften allerdings weiter anhalten. Angesichts fallender Leitzinsen und Börsen sowie des Verfalls des Dollars fragten sich immer mehr Anleger, warum sie überhaupt US-Assets halten sollten.
Am Vortag kamen Spekulationen auf, dass die chinesische Notenbank ihre Währungsreserven verstärkt diversifizieren möchte. Sollten am Berichtstag die US-Einzelhandelsumsätze Februar unter den Erwartungen ausfallen, halten Beobachter eine Beschleunigung der Abwärtsbewegung beim Dollar für möglich. Daneben werden die Import- und Exportpreise Februar, die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie die Lagerbestände Januar veröffentlicht.
Quelle: ntv.de