Von 5,25 auf 2,25 Prozent US-Zinsen fallen und fallen
18.03.2008, 19:31 UhrDie US-Notenbank hat im Kampf gegen Finanzkrise und Rezession erneut kräftig die Zinsen gesenkt. Der Leitzins werde um 75 Basispunkte auf nun 2,25 Prozent zurückgenommen, teilte die Fed mit. An den Finanzmärkten war eine massivere Senkung von 75 bis zu 100 Basispunkte als Reaktion auf die Finanzkrise und den Fall Bear Stearns erwartet worden.
Die US-Börsen hatten im Vorfeld der Zinsentscheidung deutliche Gewinne verbucht, mussten jedoch zeitweise angesichts der geringer als erwarteten Zinssenkung einen Teil ihrer Zuwächse aber wieder abgegeben. Als sich die Nachricht gesetzt hatte, zogen die Kurse wieder an. Nach dem Motto "nach der Zinsentscheidung ist vor der Zinsentscheidung" signalisierten die Zinsfutures an der Wall Street unmittelbar nach Bekanntgabe der Entscheidung bereits Spekulationen auf weitere Zinssenkungen. Die Wette lautet nun, dass die Fed im April beim Leitzins um weitere 50 Punkte auf dann 1,75 Prozent nach unten geht.
Drei Punkte in sechs Monaten
Im August 2007 hatte der Leitzins in den Vereinigten Staaten noch 5,25 Prozent betragen. Seitdem hat die Federal Reserve die Zinsen aggressiv gesenkt, um dem angeschlagenen Bankensystem und der Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Erst im Januar hatten die Währungshüter den Leitzins in zwei Schritten um insgesamt 1,25 Prozentpunkte zurückgenommen.
Parallel zur Senkung des Leitzinses kappte die Federal Reserve am Dienstag auch zum wiederholten Male den Diskontsatz, zu dem sich die Banken bei ihr über Nacht Geld borgen können. Er liegt nun bei 2,5 Prozent. Die Notenbank hatte den Diskontsatz erst zu Wochenbeginn überraschend gesenkt.
Keine Entwarnung
Zur Begründung der abermaligen Lockerung ihrer Geldpolitik, erklärte die Fed, der Wirtschaftsausblick habe sich weiter verschlechtert. Insbesondere die Belastungen durch die prekäre Lage am Immobilienmarkt - auf dem die mittlerweile globale Krise im Sommer vergangenen Jahres ihren Anfang genommen hatte - und die Lage an den Kreditmärkten würden die Konjunktur stärker als gedacht schwächen. Auch die Situation an den Finanzmärkten bleibe angespannt. Entwarnung gaben die Währungshüter um Notenbankchef Ben Bernanke keine: Die Immobilien- und Kreditmärkte würden wohl noch eine ganze Zeit lang die US-Wirtschaft belasten. Zugleich schmerze aber die hohe Inflation, was eigentlich höhere Zinsen erfordern würde.
Offenbar stimmen aber nicht mehr alle Fed-Entscheidungsträger diesem Kurs uneingeschränkt zu. Die Zinsentscheidung war jedenfalls nicht einstimmig. Zwei Mitglieder des geldpolitischen Entscheidungsgremiums hätten sich gegen eine derart starke Zinssenkung ausgesprochen, hieß es in der Mitteilung der Notenbank.
Quelle: ntv.de