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Interessenten & Insolvenzen Überlebenskampf bei PIN

Nach dem von der Schließung bedrohten Briefdienstleister PIN haben bereits erste Investoren die Fühler ausgestreckt. Es gebe erste Anfragen, sagte der mit der Sanierung beauftragte Experte Heinz Piepenburg. Darunter seien Interessenten aus der Branche und Finanzinvestoren. Er wolle dafür sorgen, dass bereits im Januar Gespräche aufgenommen werden könnten. Derweil haben sieben der 91 Tochtergesellschaften des angeschlagenen Postdienstleisters Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Die Anträge seien zwingend gewesen, weil die Unternehmen die Sozialversicherungsbeiträge nicht mehr zahlen könnten, erklärte ein PIN-Sprecher. Betroffen sind etwa 850 der insgesamt 9.000 PIN-Beschäftigten. Das Amtsgericht habe den Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Bei den sieben insolventen Gesellschaften handele es sich um den PPD Privaten Postdienst Bremen, die PIN Mail GmbH in Kassel, die PIN Mail Osthessen GmbH (Fulda), TV Medienservice (Trier), PIN Mail München, PIN Mail Landshut und PIN Shared Service Center (Köln).

Chef-Sanierer Piepenburg räumte ein, dass PIN durch die Debatte um das Überleben der Gesellschaft bereits Kunden verloren hat. Trotz der Insolvenz der sieben Gesellschaften würden die Geschäfte aber fortgeführt, betonte er. Die Chancen für die Gesamtgruppe einschließlich der insolventen Gesellschaften seien durch die Insolvenzanträge nicht beeinträchtigt. Der Sanierer hatte seine Arbeit Mitte der Woche mit einem Kassensturz begonnen.

Nach Angaben von PIN wird nun zunächst die Liquidität aller Gesellschaften geprüft. Auf Basis dieser Ergebnisse werde bis Mitte Januar 2008 über das weitere Vorgehen entschieden. "Ziel ist es, eine Gesamtlösung zu finden", sagte der PIN-Sprecher. "Das wäre in diesem Fall besonders sinnvoll, weil es für ein Postunternehmen wichtig ist, dass es flächendeckend Post verteilen kann."

Gewerkschaft will kämpfen

Die Gewerkschaft der Neuen Brief- und Zustelldienste (GNBZ), die nach eigenen Angaben einen erheblichen Teil ihrer Mitglieder bei der PIN-Gruppe hat, kündigte an, um die gefährdeten Arbeitsplätze und für die Wirksamkeit der abgeschlossenen Vereinbarungen zu kämpfen. Die Bundesregierung habe nach dem Eindruck der GNBZ anscheinend beschlossen, den von der GNBZ abgeschlossenen Tarifvertrag zu ignorieren. Die Gewerkschaft kündigte eine "rechtliche Klärung" an.

Der PIN-Mehrheitseigner, das Verlagshaus Axel Springer, hatte PIN den Geldhahn zugedreht. Springer hatte unmittelbar nach der Entscheidung des Bundestages für einen Mindestlohn im Briefbereich beschlossen, der Tochterfirma keine weiteren Finanzierungsmittel mehr bereitzustellen. Als Grund hatte der Zeitungskonzern angeführt, die Zusatzkosten durch den Mindestlohn ließen PIN keine Chance, dem Branchenprimus Deutsche Post auf Dauer erfolgreich Konkurrenz machen zu können. Den Zuschussbedarf bezifferte der Medienkonzern auf 300 bis 700 Mio. Euro. Der Verlagsriese hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen beiden Jahren rund 620 Mio. Euro in den Post-Dienstleister investiert.

Quelle: ntv.de

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