Meldungen

Drastische Maßnahme Ungarn hebt Leitzins an

Ungarns Notenbank stemmt sich mit einer drastischen Zinserhöhung gegen die Abwertung der Landeswährung Forint. Wie die Zentralbank mitteilte, werde der Leitzins um 300 Basispunkte auf 11,5 Prozent angehoben. Ungarn leidet stark unter der Finanzkrise. Noch am Montag hatte die Notenbank bei einer regulären Entscheidung nicht an der Zinsschraube gedreht.

Zuletzt war der Forint in die Nähe eines Allzeittiefs zum Euro gefallen. Nach der überraschenden Aktion der Zentralbank schien sich die ungarische Währung zunächst zu erholen. Mit dem sinkenden Forintkurs, einem gelähmten Anleihenmarkt und der Talfahrt an der Budapester Börse zeigt sich das Land von der globalen Finanzkrise schwer getroffen. Das Land "navigiert mitten in einem Sturm und in unruhigen Gewässern", beschrieb es der sozialistische Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany auf einem von ihm einberufenen nationalen Krisengipfel am Wochenende.

Mit der Rücknahme einer für nächstes Jahr geplanten kleinen Steuerreform und Vorschlägen zum Einfrieren der Reallöhne und -renten versucht die sozialistische Minderheitsregierung Spielraum für Stabilisierungsmaßnahmen zu gewinnen. Zu diesen Maßnahmen zählt auch eine Kreditrahmenzusage in Höhe von 800 Mrd. Forint (3,012 Mrd. Euro), mit deren Hilfe die gegen die Krisenstimmung anschwimmenden kleinen und mittleren Unternehmen des Landes flottgemacht werden sollen.

Ungarn, das seit 2004 der EU angehört, aber noch kein Zieldatum für die Euro-Einführung genannt hat, profitiert auch vom europäischen Finanzsystem. Die Europäische Zentralbank (EZB) eilte den Magyaren vor kurzem mit einem Kreditrahmen in Höhe von fünf Milliarden Euro zu Hilfe.

Land in den Brennnesseln

Dass die internationalen Finanzmarkt-Turbulenzen Ungarn härter getroffen haben als die anderen Transformationsländer in der Region, geht auf alte Versäumnisse zurück. Der ungarische Staat ist teuer. Trotz hoher Steuern und Abgaben hat er wegen der niedrigen Beschäftigungsquote von 57 Prozent der 15- bis 64-Jährigen zu wenig Einnahmen. Seine Ausgaben finanziert er deshalb auch über Staatsanleihen, die zu rund 40 Prozent in ausländischer Hand sind. Insgesamt beläuft sich die Staatsverschuldung auf 67 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Spekulanten nutzten diese Verwundbarkeit für Angriffe auf den Forint und den Anleihenmarkt.

Ungarn sei ein "Musterbeispiel für Krisenanfälligkeit", befand neulich György Jaksity, der Geschäftsführer der Budapester Börsenfirma Concorde. "Wir haben keine Rücklagen gebildet und geglaubt, man könne Jahrzehnte hindurch nur Schulden machen. Jetzt, wo die Krise da ist, stehen wir mit runtergelassenen Hosen in den Brennnesseln."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen