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An- und Verkauf bei Siemens VDO raus, Dade rein

Großer Geschäftstag bei Siemens: Der Münchener Konzern verkauft seine Automobilzulieferer-Tochter Siemens-VDO an Continental und fädelt die Übernahme des Medizintechnikunternehmens Dade Behring Inc ein.

Wie Siemens mitteilte, geht VDO für 11,4 Mrd. Euro an Continental. Die Vorbereitungen für den Börsengang werden den Angaben zufolge entsprechend eingestellt. "Wir haben ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Dabei haben wir alle Varianten sorgfältig abgewogen und die beste Perspektive für die Mitarbeiter, Kunden und unsere Investoren gewählt", erklärte Siemens-Chef Peter Löscher. Mit dem Verkauf wolle sich Siemens weiter auf seine Kerngeschäftsfelder im Bereich der Infrastruktur, Energie und Medizintechnik konzentrieren. "Wir werden Siemens fokussierter, weniger komplex und schneller machen", bekräftigte Löscher.

Der erste Schritt dazu scheint schon getan zu sein, denn den Großteil des Verkaufserlöses von VDO steckt Siemens umgehend in den weiteren Ausbau der Medizintechnik. Der Konzern will alle verfügbaren Aktien des Medizintechnikunternehmens Dade Behring erwerben. Siemens bietet dem Dade-Behring-Aktionären 77 US-Dollar pro Aktie in bar. Die geplante Akquisition habe damit ein Transaktionsvolumen von etwa sieben Mrd. US-Dollar, hieß es. Eine Übernahmevereinbarung sei unterzeichnet worden. Für Siemens wäre das die dritte Milliarden-Akquisition im Medizinbereich innerhalb von eineinhalb Jahren.

Enttäuschung an der Börse

Die Siemens-Aktie drehte nach der Ankündigung des VDO-Verkaufs zunächst ins Plus, die Enttäuschung über den Verkaufspreis und die mauen Quartalszahlen drückte den Titel dann aber mehr als fünf Prozent ins Minus. Im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2006/07 stieg der Gewinn nach Steuern und Minderheiten auf 2,03 Mrd. Euro von 1,3 Mrd. Euro im Vorjahresquartal. Das operative Ergebnis der Bereiche kletterte um 22 Prozent auf 1,50 Mrd. Euro. Operativ verfehlte Siemens damit deutlich die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit 1,94 Mrd. Euro gerechnet hatten. Der Umsatz sei um acht Prozent auf 20,18 Mrd. Euro, der Auftragseingang um 13 Prozent auf 22,15 Mrd. Euro gewachsen.

Conti-Zuschlag begrüßt

Die Papiere von Continental wurden zeitweise vom Handel ausgesetzt und sprangen nach der Wiederaufnahme kurz um mehr als vier Prozent ins Plus. Nach der Übernahme von VDO rückt Continental nach eigenen Angaben unter die fünf größten Automobilzulieferer weltweit auf. Bislang steht VDO auf Platz elf und Conti auf Platz zwölf. Zusammen erzielen Conti und VDO auf der Basis von 2006 einen Umsatz von rund 25 Mrd. Euro. Conti allein hatte 2006 Erlöse von 14,8 Mrd. Euro erzielt. Zusammen zählen beide Unternehmen weltweit knapp 140.000 Mitarbeiter. Es ist die mit Abstand größte Übernahme in der Conti-Geschichte.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) begrüßte den Verkauf von Siemens VDO an Continental. "Bei der Übernahme von VDO durch Continental werden von allen diskutierten Modellen die meisten Arbeitsplätze gesichert", sagte Wulff. "Die Entscheidung ist gut für die Siemens AG, gut für die Arbeitsplätze und gut für den Wirtschaftsstandort Niedersachsen."

Continental hatte in dem Bieterkampf um VDO auch auf das nationale Interesse verwiesen. Bestimmte Schlüsselindustrien und -technologien dürften in Deutschland nicht verloren gehen, hatte Conti-Vorstand Karl-Thomas Neumann gesagt. Wulff hatte aus Sorge um Jobs vor einem VDO-Verkauf an TRW/Blackstone gewarnt.

Bei einem Verkauf von VDO an TRW und Blackstone hatte es in Hannover Befürchtungen gegeben, dass Conti in diesem Fall selbst zum Übernahmeziel der Amerikaner werden könnte. Continental selbst hatte sich in der jüngsten Vergangenheit mehrfach deutlich verstärkt, darunter mit dem Hamburger Mitbewerber Phoenix oder der Autoelektronik-Sparte des US-Konzerns Motorola. Conti wolle im Konsolidierungsprozess der Branche zu den Gewinnern zählen, hatte Vorstandschef Manfred Wennemer wiederholt gesagt.

Quelle: ntv.de

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