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Mehr wert als Daimler+BMW VW-Aktie im Höhenflug

Inmitten all der Trauer an den weltweiten Aktienmärkten gibt es seit Tagen ein strahlendes Gesicht: Volkswagen. Die Aktie des Autobauers setzte auch am Dienstag ihren Rekordkurs fort und verzeichnete massive Kurssprünge. Das Papier legte zeitweise um fast 55 Prozent auf 452 Euro zu. Auf diesem Niveau lag die Marktkapitalisierung des Wolfsburger Autobauers bei knapp 132 Mrd. Euro. Dies ist mehr als drei Mal so viel wie der Börsenwert der Konkurrenten Daimler und BMW zusammen. "Mit fundamentaler Bewertung hat das nichts mehr zu tun", sagte ein Händler.

Im Tagesverlauf verlor die Aktie dann aber wieder und rutschte bis zum Xetra-Schluss 1,8 Prozent im Minus bei 287 Euro. Damit bewegt sich der Titel aber immer noch in schwindelerregenden Höhen. Im Juli notierten die Papiere noch bei 180 Euro und galten bereits damals als hoffnungslos überbewertet.

Porsche im Hintergrund?

Zusammen mit dem märchenhaften Anstieg der Aktie schießen die Thesen für die Ursache ins Kraut. Die meisten Marktteilnehmer vermuten als Grund vor allem Derivate-Geschäfte im Zusammenhang mit der Rolle des VW-Großaktionärs Porsche. So denkt Nord/LB-Analyst Frank Schwope an Käufe zur Deckung von Optionen, die VW-Großaktionär Porsche VW-Papiere zusichern. "Ich glaube jedoch nicht, dass Porsche selbst hinter den Käufen steckt." Das wäre auch nicht nötig, da Porsche die Optionsgeschäfte mit Banken getätigt hat, die nun wiederum unter Zugzwang sind, VW-Aktien zu kaufen, um diese zum vereinbarten Termin an Porsche weiterreichen zu können.

Porsche erklärte denn auch inzwischen, man habe zwar den Anteil an Volkswagen weiter aufgestockt, mit den Umsätzen an der Börse habe Porsche aber nichts zu tun. "Wir haben heute außerbörslich ein kleineres Aktienpaket erworben", sagte ein Porsche-Sprecher. Der Kaufpreis liege deutlich unter den Tageshöchstständen der VW-Aktie.

Porsche hatte seine Anteile an VW Mitte September um rund fünf Prozent auf 35 Prozent aufgestockt. Bis zum November will der Stuttgarter Sportwagenbauer mehr als 50 Prozent der VW-Aktien halten. Porsche hatte sich nach eigenen Angaben bereits Optionen auf den Kauf weiterer Aktien gesichert. Zweitgrößter VW-Aktionär ist das Land Niedersachsen, das etwas mehr als 20 Prozent der Anteile hält.

Piech als Strippenzieher?

Ein weiteres beliebtes Gerücht ist die Vision, dass Ferdinand Piech, Aufsichtsratchef von Volkswagen und derzeit im Clinch mit der Porsche-Familie, Aktien einsammelt, um seine Macht bei VW weiter zu stärken. Bei einem geschätzten Privatvermögen Piechs von mehr als vier Mrd. Euro zumindest rechnerisch eine mögliche Alternative. Bei einem Anteil von mehr als fünf Prozent der VW-Aktien könnte Piech zusammen mit dem Stimmanteil des Landes Niedersachsen, das 20 Prozent an VW hält, eine Sperrminorität bei VW erreichen.

Lehman-Pleite schuld?

Dauerbrenner unter den Gerüchten ist zudem die Begründung, dass Spekulanten auf fallende Kurse gesetzt, sich aber verschätzt hätten und daher nun trotz steigender Kurse kaufen müssten. "Wir sehen hier einen klassischen 'Short Squeeze'", meint ein Händler. Dabei sind Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, gezwungen, zur Verlustbegrenzung sich um jeden Preis mit den jeweiligen Aktien einzudecken. "Auslöser hierfür scheint der Lehman-Zusammenbruch zu sein, denn die Aktienumsätze haben ab diesem Zeitpunkt deutlich zugelegt. Offenbar hatten Anleger mit Lehman VW-Aktiengeschäfte gemacht. Da sie an diese Papiere derzeit nicht rankommen, müssen sie sich am Markt eindecken."

Unbekannter Joker?

Als letzte, wenn auch unwahrscheinlichste, Option gilt, dass auf die Anleger noch eine dicke Überraschung wartet. Möglicherweise agiere ein Unternehmen unerkannt auf den Markt und sichere sich einen dicken Batzen an VW. Spätestens seit das nicht börsennotierte Familienunternehmen Schaeffler sich Continental geschnappt hat, gelten selbst Dax-Unternehmen nicht mehr als unantastbar.

Audi-Zahlen vorgelegt

Die heute veröffentlichten Absatzzahlen von Audi würden einen solchen Kursanstieg nicht rechtfertigen, hieß es unterdessen von Expertenseite. Die VW-Tochter hatte im September in den Regionen Europa und Asien-Pazifik zweistellige Wachstumsraten und damit das beste Septemberergebnis der Unternehmensgeschichte verzeichnen können. So steigerte die Marke ihre Verkaufszahlen im Berichtsmonat weltweit um 12,3 Prozent auf 95.137 Fahrzeuge.

Quelle: ntv.de

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