Porsche, der Feind VW-Betriebsrat schimpft
26.02.2008, 17:04 UhrDer Betriebsrat von Volkswagen hat VW-Großaktionär Porsche scharf attackiert. Was als Zusammenwachsen von zwei der wichtigsten deutschen Industrieunternehmen begonnen habe, werde langsam aber sicher zu einer "feindlichen Übernahme", sagte VW- Betriebsratschef Bernd Osterloh auf einer Betriebsversammlung in Wolfsburg.
Schon die Namensgebung der neuen Dachgesellschaft mache dies deutlich: "Porsche Automobilholding SE". "Ich meine, es müsste eigentlich zumindest "Volkswagen und Porsche Automobilholding SE" heißen", so Osterloh. Und: "Warum eigentlich müsse der Sitz der neuen Gesellschaft in Stuttgart - Zuffenhausen sein? Warum nicht in Niedersachsen, wo die meisten Arbeitnehmer dieser neuen Holding innerhalb Deutschlands beschäftigt sind?" Der Betriebsratschef verglich schließlich den ungeliebten Porsche-Chef Wendelin Wiedeking mit Napoleon. Wiedeking führe sich auf wie einst der Feldherr der Franzosen, der sich selbst zum Kaiser gekrönt habe, ließ Osterloh Dampf ab. Bei Porsche hält man sich ob der neuerlichen Attacke bedeckt.
Der schon lange schwelende Streit zwischen dem Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche und dem Betriebsrat von Volkswagen um die Mitbestimmung hat sich zuletzt deutlich zugespitzt. Der VW-Betriebsrat verlangt in der neu gegründeten Porsche Holding mehr Einfluss für seine Arbeitnehmervertreter. Unter dieses Holding-Dach würde Europas größter Autobauer schlüpfen, sobald Porsche die Mehrheit bei VW übernimmt.
Der Betriebsrat erreichte eine Verschiebung des für kommende Woche geplanten Prozesses auf Ende April. Porsche kritisierte die Verlegung des Gerichtstermins auf den 29. April und wittert dahinter taktisches Kalkül. Der Mitbestimmungsstreit dürfte nun auf der am 24. April geplanten Hauptversammlung von VW ein großes Thema werden. Auslöser für die Neuterminierung des Prozesses ist eine Erweiterung der Prozessbeteiligten, die das Arbeitsgericht Stuttgart verfügte. Der VW-Betriebsrat hatte zunächst den Vorstand der Porsche Holding und den Konzernbetriebsrat der Porsche AG verklagt und will nun auch noch den Konzernbetriebsrat der Porsche Holding vor Gericht ziehen.
"Das ist ein Kulturkampf", kommentierte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen den Streit zwischen dem VW- Betriebsrat und Porsche, der längst aus dem Ruder gelaufen ist. "Der VW-Betriebsrat will zurück in die alte Zeit. Wiedeking dagegen ist die Zukunft." Der Porsche-Chef habe gezeigt, wie man ein Unternehmen erfolgreich manage. "Der VW-Betriebsrat aber will nun die Gardinen zuziehen und zurück ins warme Stübchen." Dudenhöffer sagte, er halte die Osterloh-Attacken gegen Wiedeking für falsch."Es geht darum, VW international wettbewerbsfähig zu machen. Wiedeking nun Steine in den Weg zu legen, ist ein Eigentor."
Quelle: ntv.de