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Aktie mit Eigenleben VW unbeirrt im Plus

Inmitten der Finanzkrise, die an den Börsen wütet, steht ein Titel unbeirrt im Plus: Volkswagen. Während alle andere Dax-Werte am Freitag über weite Strecken zweistellige prozentuale Verluste verbuchen mussten, legte der Titel des größten europäischen Autoherstellers 15 Prozent auf 342 Euro zu und war damit zeitweilig europaweit der einzige Gewinner. Auf Wochensicht legte die Aktie 23 Prozent zu.

Bei der Suche nach den Gründen für diesen außerordentlichen Anstieg verzweifeln derzeit auch hartgesottene Börsianern. "VW ist eine unendliche Geschichte. Es gibt keine Neuigkeiten", sagte ein Händler. Am Markt wird seit geraumer Zeit darüber gerätselt, wer oder was hinter dieser Einzeltitelrally steckt. Mittlerweile hat sich die Marktkapitalisierung des Konzerns bei etwa 95 Mrd. Euro eingependelt, das ist immer noch fast drei Mal so viel wie der Börsenwert der Konkurrenten Daimler und BMW zusammen. Zwischenzeitlich lag die Marktkapitalisierung bereits bei mehr als 130 Mrd. Euro.

Porsche im Hintergrund?

Zusammen mit dem märchenhaften Anstieg der Aktie schießen seit Tagen die Thesen für die Ursache ins Kraut. Die meisten Marktteilnehmer vermuten als Grund immer noch Derivate-Geschäfte im Zusammenhang mit der Rolle des VW-Großaktionärs Porsche. So könnte es sich um Käufe zur Deckung von Optionen handeln, die VW-Großaktionär Porsche VW-Papiere zusichern, heißt es. Dazu müsste Porsche noch nicht mal selber dahinterstecken, da Porsche die Optionsgeschäfte mit Banken getätigt hat, die nun wiederum unter Zugzwang sind, VW-Aktien zu kaufen, um diese zum vereinbarten Termin an Porsche weiterreichen zu können.

Porsche selbst hat bereits wiederholt erklärt, mit den Umsätzen an der Börse nichts zu tun zu haben. Zwar wurde zwischenzeitlich die Beteiligung aufgestockt, allerdings außerbörslich und zu Kaufpreisen deutlich unter den Höchstständen der VW-Aktie.

Porsche hatte seine Anteile an VW Mitte September um rund fünf Prozent auf 35 Prozent aufgestockt. Bis zum November will der Stuttgarter Sportwagenbauer mehr als 50 Prozent der VW-Aktien halten. Porsche hatte sich nach eigenen Angaben bereits Optionen auf den Kauf weiterer Aktien gesichert. Zweitgrößter VW-Aktionär ist das Land Niedersachsen, das etwas mehr als 20 Prozent der Anteile hält.

Piech als Strippenzieher?

Ein weiteres beliebtes Gerücht ist die Vision, dass Ferdinand Piech, Aufsichtsratchef von Volkswagen und derzeit im Clinch mit der Porsche-Familie, Aktien einsammelt, um seine Macht bei VW weiter zu stärken. Bei einem geschätzten Privatvermögen Piechs von mehr als vier Mrd. Euro zumindest rechnerisch eine mögliche Alternative. Bei einem Anteil von mehr als fünf Prozent der VW-Aktien könnte Piech zusammen mit dem Stimmanteil des Landes Niedersachsen, das 20 Prozent an VW hält, eine Sperrminorität bei VW erreichen.

Der Klassiker

Dauerbrenner unter den Gerüchten ist zudem die Begründung, dass Spekulanten auf fallende Kurse gesetzt, sich aber verschätzt hätten und daher nun trotz steigender Kurse kaufen müssten. "Wir sehen hier einen klassischen 'Short Squeeze'", meint ein Händler. Dabei sind Anleger, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, gezwungen, zur Verlustbegrenzung sich um jeden Preis mit den jeweiligen Aktien einzudecken.

Unbekannter Joker?

Als letzte, wenn auch unwahrscheinlichste, Option gilt, dass auf die Anleger noch eine dicke Überraschung wartet. Möglicherweise agiere ein Unternehmen, oder ein Staatsfonds unerkannt auf den Markt und sichere sich einen dicken Batzen an VW. Spätestens seit das nicht börsennotierte Familienunternehmen Schaeffler sich Continental geschnappt hat, gelten selbst Dax-Unternehmen nicht mehr als unantastbar.

Quelle: ntv.de

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