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Lufthansa-Streik Verdi führt "Gespräche"

Nach vier Tagen Streik ist Bewegung in den Tarifstreit bei der Lufthansa gekommen. Erstmals seit dem Abbruch der Verhandlungen vor drei Wochen kamen am Donnerstag Vertreter von Lufthansa und der Gewerkschaft Verdi zusammen, um eine Basis für neue Verhandlungen zu erkunden. Am Abend wollte die 24-köpfige Tarifkommission der Gewerkschaft die Gespräche bewerten, teilte Verdi mit. Das Gremium könnte in Frankfurt eine Wiederaufnahme der Tarifverhandlungen beschließen. Für den Abend war eine Erklärung des Verdi-Verhandlungsführers Erhard Ott angekündigt.

"Lufthansa ist auf uns zugekommen, um informelle Gespräche aufzunehmen", sagte Verdi-Sprecher Harald Reutter. Voraussetzung für offizielle Verhandlungen sei die Ankündigung eines deutlich höheren Tarifangebots durch Lufthansa. Ob dies im Laufe des Tages in Aussicht gestellt wurde, blieb zunächst unklar.

Ein schnelles Ende des Streiks von rund 5000 Mitarbeitern, der am vierten Streiktag zu 128 Flugstreichungen und Einschränkungen beim Catering führte, ist aber noch nicht absehbar. Passagiere müssen sich nach Angaben der Gewerkschaft auch am Wochenende auf Flugausfälle einstellen. "Der Streik geht weiter, bis es eine Einigung gibt", sagte Reutter. Auch wenn die Verhandlungen offiziell wieder aufgenommen würden, werde der Arbeitskampf nicht unterbrochen.

Lufthansa hatte einen Sonderflugplan entwickelt. Danach fallen nach derzeitiger Planung bis einschließlich Montag täglich 128 Flüge aus, davon 28 auf der Langstrecke. Im Europaverkehr der Lufthansa AG entfällt damit zehn Prozent des Angebots. Gemessen am weltweiten Lufthansa-Angebot einschließlich der Regionaltöchter sind gut sechs Prozent betroffen.

Ohne Frühstück nach Peking

Auch Passagiere, die ihren Flug wie geplant antreten können, spüren die Folgen des Streiks. So gibt es inzwischen auch auf den Langstrecken Einschränkungen bei der Verpflegung der Passagiere, wie eine Lufthansa-Sprecherin bestätigte. Darunter litten in der Nacht zu Donnerstag auch Dutzende deutsche Olympia-Athleten auf ihrem Flug nach Peking: Zwar gab es noch ein Abendessen, das Frühstück am Morgen fiel aber komplett aus.

Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber wandte sich in einem offenen Brief an die Mitarbeiter. Er hoffe, "dass der Dialog aufgegriffen und ein realistischer Kompromiss gefunden wird." "Mit der Brechstange sichert man sich keine Zukunft", schrieb Mayrhuber. Ein andauernder Streik habe einen nachhaltigen Rückschlag-Effekt. "Jeder Techniker weiß, was passiert, wenn man die Schraube überzieht."

Zugleich betonte der Lufthansa-Chef, dass nur eine Minderheit der Beschäftigten sich am Streik beteilige. "Es ist in meinen Augen kein Streik der Lufthanseaten gegen Lufthansa, es ist ein Streik von Verdi mit gewissen Schwerpunkten im Unternehmen." Die Gewerkschaft warf Mayrhuber daraufhin vor, die Belegschaft spalten zu wollen. Mayrhuber unterteile die Mitarbeiter in Gute und Böse, sagte ein Sprecher. Ein Lufthansa-Sprecher sagte dagegen, Mayrhuber habe sich mit dem Brief an die gesamte Belegschaft gewandt.

Die Gewerkschaft Verdi verlangt von der Lufthansa für 50.000 Beschäftigte in der Kabine und am Boden 9,8 Prozent mehr Geld. Das Unternehmen hatte zuletzt gestaffelt 6,7 Prozent mehr Lohn bei 21 Monaten Laufzeit und eine Einmalzahlung angeboten. Seit Montagfrüh läuft der unbefristete Streik von täglich rund 5000 Mitarbeitern.

Quelle: ntv.de

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