Tarifstreit bei der Post Verdi setzt auf Dauerstreik
21.04.2008, 17:51 UhrIm Tarif-Konflikt bei der Deutschen Post sinken die Chancen rapide, einen unbefristeten Streik in letzter Minute abzuwenden. Ein Verdi-Sprecher sagte, die Gewerkschaft sei nur dann zu weiteren Gesprächen mit dem Bonner Konzern bereit, wenn dieser ein neues Angebot vorlege. Ein Post-Sprecher betonte dagegen: "Verdi muss sich jetzt bewegen." Die Gewerkschaft setzte ihre Warnstreiks fort und legte nach eigenen Angaben in der Nacht neun Brief-Verteilzentren lahm. Weitere Arbeitsniederlegungen sollen folgen. Am 2. Mai soll dann ein unbefristeter Streik beginnen.
Verdi droht
"Zu dem Angebot der Post kann es keine Zustimmung geben", bekräftigte Verdi-Vizechefin Andrea Kocsis. Während die Gewinne des Konzerns kletterten und die Aktionäre mit einer um 20 Prozent gestiegenen Dividende umschmeichelt würden, sollten die Beschäftigten zwischen 2,5 und 3,5 Stunden pro Woche länger arbeiten. "Das ist maßlos und ungerecht."
Die Post habe eine "attraktive, faire und verhandlungsfähige Offerte" auf den Tisch gelegt, unterstrich dagegen der Post-Sprecher. "Auf dieser Basis kann man miteinander reden." Presseberichte, die Post wolle ihre Offerte nun doch nachbessern, träfen nicht zu, betonte er. Post-Verhandlungsleiter Walter Scheurle hatte der "Süddeutschen Zeitung" gesagt, es gebe "ein Angebot, und kein Diktat". Zugleich hatte er das Angebot aber als Grundlage bezeichnet, "um sich zu verständigen".
K ündigung ausgeschlossen
Die Tarifkommission der Gewerkschaft hatte das bestehende Tarif-Angebot der Post am Samstag einstimmig abgelehnt, nachdem Gespräche beider Seiten über Löhne, Kündigungsschutz und Arbeitszeit gescheitert waren. Die Post hatte Verdi einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende Juni 2011 und Lohnerhöhungen angeboten, die sich in zwei Schritten auf 5,2 Prozent summieren sollen. Zugleich wollte sie die Arbeitszeiten anheben. Dieser Wunsch ist Hauptstreitpunkt zwischen beiden Seiten. Verdi lehnt Mehrarbeit für Angestellte und Beamte strikt ab und fürchtet, dass dann 12.500 Stellen gestrichen werden. Zugleich fordert die Gewerkschaft weiter sieben Prozent mehr Lohn.
In der Nacht zum Montag hatte die Gewerkschaft nach eigenen Angaben mit Ausständen in neun der 83 Briefzentren der Post dafür gesorgt, dass rund drei Millionen Briefe nur mit Verspätung ihre Empfänger erreichten. Rund 800 Beschäftigte hätten die Arbeit niedergelegt. Betroffen waren unter anderem Briefzentren in Stuttgart, Berlin, Hamburg, Hannover und Dresden. Ein Post-Sprecher nannte die Verdi-Angaben "übertrieben". Es hätten sich deutlich weniger Beschäftigte an dem Ausstand beteiligt.
Postbank-Kunden vor der Tür
Auch für den Dienstag kündigte die Gewerkschaft weitere Arbeitsniederlegungen an. In ganz Baden-Württemberg sollten die Postfächer von Großkunden nicht geleert werden, erklärte Verdi.
Der Arbeitskampf wirkte sich Händlern zufolge auch auf die Post-Aktie aus, die fast zwei Prozent verlor und bei 20,08 Euro notierte. Auch Kunden der Postbank könnten am Dienstag in einigen Filialen in Hessen vor geschlossenen Schaltern stehen. Wegen einer Betriebsversammlung der Schaltermitarbeiter könne es vor allem in Frankfurt zeitweise zu Schließungen von Postbankcentern kommen, teilte die Post mit.
Quelle: ntv.de