Klima-Kritik der Autokonzerne Verheugen wehrt sich
31.03.2007, 15:29 UhrEU-Industriekommissar Günter Verheugen wehrt sich gegen die Kritik der deutschen Automobilbranche an den Brüsseler Klimaschutzzielen. "Ich habe im letzten Sommer lange mit Porsche gesprochen und keine Klagen gehört", sagte Verheugen dem "Handelsblatt". Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hatte jüngst von einem "Wirtschaftskrieg" der Europäischen Union gegen den Autostandort Deutschland gesprochen. Verheugen sagte jetzt, er rate in dieser Debatte zu einer "kooperativen Haltung". Für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sei es gut, wenn die Autobranche "mit umweltfreundlichen Autos Marktführer wird".
Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) sagte dagegen dem "Handelsblatt": "Die europäische Industriepolitik steht in der Pflicht, klare und praktikable Rahmenbedingungen zu setzen, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie stärken und nicht schwächen." Gerade Deutschland müsse sich vehement dafür einsetzen, "dass die berechtigten Interessen der Industrie nicht unter den Tisch fallen". Andere EU-Staaten mit kleinerem industriellem Sektor neigten dazu, etwa den Umweltschutz einseitig in den Vordergrund zu rücken.
Auch der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann mahnte ein behutsameres Vorgehen der EU-Kommission an. "Es ist klar, dass wir im Umweltschutz nur dann Weltmeister bleiben, wenn wir unseren Wirtschaftsmotor schmieren und nicht abwürgen. Diese Binsenweisheit vermisse ich bei einigen Umweltpolitikern", sagte Thumann dem "Handelsblatt". Die Debatte über CO2-Emissionen sei zuletzt "zu aufgeregt" geführt worden.
Unterdessen will der frühere Bundesverkehrsminister und künftige Präsident des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, in seinem neuen Amt klar die bereits erzielten Fortschritte der Automobilindustrie im Klimaschutz herausarbeiten. Der WirtschaftsWoche sagte der CDU-Politiker: "Eine langfristige Lobbyarbeit darf nicht auf Marketing allein basieren, sondern muss mit Fakten und Argumenten überzeugen."
Der "Bild am Sonntag" sagte Wissmann:" Ich halte es für dringend notwendig, dass wir in Deutschland ideologische Klischees überwinden." Daher biete er der Umweltbewegung und den Grünen einen ernsthaften Dialog über die Zukunft einer umweltgerechten Verkehrsentwicklung an. Wissmann tritt sein neues Amt am 1. Juni an.
Quelle: ntv.de