Piraten vor Somalia Versicherungen gefragt
18.04.2009, 12:56 UhrDie Piraterie vor der Küste Somalias treibt das Geschäft bei Versicherern an. Immer mehr Reedereien besorgten sich inzwischen Versicherungen gegen Entführungen und Lösgelderpressung, sagte der Leiter der Abteilung Transportgeschäfte des Rückversicherungskonzerns Münchener Rück, Dieter Berg. "Die Kosten für Lösegeld- und Kidnapping-Versicherungen sind im vergangenen Jahr um das Zehnfache gestiegen, weil die Übergriffe von Piraten zugenommen haben." Zunehmend würden auch Sicherheitsfirmen versichert, die Verhandlungen mit den Kidnappern führen und eventuelle Lösegeldübergaben arrangieren sollten.
Auch die meisten Kosten im Versicherungsgeschäft entstünden in Folge von Erpressungen sowie wegen Verhandlungen mit Piraten und Geldübergaben, sagte Berg. Kosten für Beschädigungen an Waren oder an den Schiffen machten einen kleineren Betrag aus. Weitere Kosten kämen auf die Versicherer durch Transportverzögerungen in Folge langwieriger Verhandlungen hinzu. Entführte Schiffe stecken meist monatelang fest.
Mehrere Schiff gekapert
Derzeit sind mehrere Frachter, darunter auch deutsche, in der Gewalt von Piraten. Insgesamt halten die Entführer rund 260 Menschen fest. Beinahe täglich werden am Horn von Afrika Frachter aus allen Ländern der Welt gekapert. Seit Anfang 2009 wurden bereits 74 Piratenattacken vor der somalischen Küste gezählt, im gesamten Jahr 2008 gab es 107 Überfälle. Zahlreiche Staaten haben Kriegsschiffe in die Region geschickt, um den Seeräubern Einhalt zu gebieten.
Die volkswirtschaftlichen Kosten für die Bandenangriffe schätzen Experten auf drei bis 16 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Die Aufwendungen für Rückversicherer wie die Münchener Rück hielten sich bislang aber in Grenzen, sagte Berg. Jedoch sieht er eine zunehmende Gefahr durch ein immer komplexeres Vorgehen der Piraten. Oft würde ein Frachter von fünf bis zehn kleineren Booten gleichzeitig angegriffen oder die Seeräuber täuschten Ablenkungsmanöver vor. Mit einem schnellen Ende der Übergriffe rechnet Berg nicht. "Solange es keine funktionierende Regierung in Somalia gibt, werden wir nicht in der Lage sein, die Piraterie zu stoppen."
Quelle: ntv.de