Investor: ja oder nein? Verwirrung um Porsche
20.05.2009, 21:35 UhrAuch nach den jüngsten Friedenssignalen zwischen Porsche und VW herrscht Unklarheit über einen möglichen Einstieg eines Investors bei dem Sportwagenbauer. Nach Angaben eines Porsche-Sprechers haben die Familien Porsche und Piech als Gesellschafter den Weg dafür freigemacht. Dagegen berichtete die "WirtschaftsWoche", Porsche-Mitgesellschafter und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech favorisiere weiterhin eine interne Lösung der Finanzprobleme von Porsche.
Erst am Dienstag hatten Piech und Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche Einigkeit demonstriert und erklärt, die Gespräche über die Schaffung eines integrierten Autokonzerns würden "konstruktiv und einvernehmlich mit allen Beteiligten" vorangetrieben. Auf Porsche lasten durch die Übernahme von knapp 51 Prozent der Stimmrechte an Volkswagen Schulden in Höhe von neun Mrd. Euro netto.
"Die Familien Porsche und Piech stünden grundsätzlich geschlossen hinter dem möglichem Einstieg eines Investors", sagte ein Porsche-Sprecher. Konträr dazu hatte sich zuletzt Piech geäußert. Die Beteiligung eines arabischen Großinvestors, um die Finanzprobleme von Porsche zu lösen, hatte er abgelehnt. Die Dinge müssten erst "mit eigenen Werkzeugen in Ordnung gebracht werden", hatte Piech am Rande einer VW-Polo-Präsentation auf Sardinien gesagt. Die "WirtschaftsWoche" berichtete unter Berufung auf das Salzburger Büro Piechs: "Es gibt keinen neuen Sachstand." Im Unterschied zu den Porsche-Vorständen könne sich Piech weiterhin nicht mit der Vorstellung anfreunden, stimmberechtigte Stammaktien Familienfremden zu überlassen. Pläne, die einen Einstieg eines Großinvestors vorsehen, werde er sich dennoch ansehen, berichtete das Magazin.
Ein Piech-Sprecher wollte zu dem Bericht am Mittwoch keine Stellungnahme abgeben. Auch ein Porsche-Sprecher wollte sich dazu nicht äußern.
"Aussichtsreiche Gespräche"
Unternehmenskreise zufolge gibt es "aussichtsreiche Gespräche" mit einem potenziellen Investor aus dem Nahen Osten. In Medienberichten waren die Emirate Abu Dhabi und Katar genannt worden, an der Börse wurde zuletzt auch über einen Einstieg des Emirats Kuwait spekuliert. Einem Bericht von "Focus Online" zufolge steht der Investor indes bereits fest, die Identität solle aber noch nicht preisgegeben werden.
An der Börse trieben die Spekulationen den Aktienkurs der Porsche-Vorzüge an, sie schlossen 8,7 Prozent im Plus bei 44,91 Euro. "Investoren werden etwas zuversichtlicher, dass der Autohersteller eine Lösung zur Zahlung seiner Schulden findet", sagte ein Händler.
Porsche fahre mehrgleisig, um seine Schulden abzubauen, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Porsche wolle sein Kapital erhöhen und könne dafür sowohl die bisherigen Anteilseigner - zu denen auch stimmrechtslose Vorzugsaktionäre gehören - zur Kasse bitten als auch einen Investor anzapfen, sagte eine zweite Person. Unklar ist, auf welchem Weg ein möglicher Kapitalgeber bei Porsche einsteigen könnte. Dafür gebe es zahlreiche Möglichkeiten, hieß es in den Kreisen. Porsche hat zudem noch ein Optionspaket auf weitere VW-Stammaktien in seinem Besitz, das Analysten zufolge mehrere Milliarden Euro wert ist.
Unterdessen trafen sich Unternehmenskreise zufolge Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Porsche-Finanzchef Holger Härter mit Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU). Spekuliert wird, dass der Porsche-Chef Oettinger um Hilfe bei der Suche nach neuen Geldquellen gebeten hat. Der Sportwagenbauer soll sich um einen Kredit von der staatlichen Förderbank KfW bemühen. Auch eine Landesbürgschaft ist noch nicht ausgeschlossen. Einzelheiten aus dem Gespräch wurden zunächst nicht bekannt. Oettinger hatte jedoch bereits am Dienstag versichert, den Sportwagenbauer unterstützen zu wollen: "Wir werden alles tun, was uns rechtlich und wirtschaftlich möglich ist, um eine starke Entwicklung von Porsche in Baden- Württemberg zu erreichen." Porsche sei kein Sanierungsfall.
Wann die Verhandlungen der Vorstände von Porsche und VW über die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns weitergehen, ist noch unklar. Die Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Porsche und Ferdinand Pich hatten am Dienstagabend jedoch erklärt, dass die Spitzen der beiden Autobauer trotz der permanenten Streitigkeiten möglichst bald wieder in die Gespräche eintreten werden. Zu halten sein wird nach Branchenkreisen aber nicht mehr der ursprüngliche Zeitplan, bis Anfang Juni die Eckpunkte für den künftigen Konzern vorzulegen.
Quelle: ntv.de, rts, dpa