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Swisscom in Schweizer Hand Vodafones Anteile zurückgekauft

Der führende Schweizer Telekom-Konzern Swisscom ist in seiner Mobilfunk-Sparte wieder Herr im eigenen Haus. Die Schweizer haben die 25-Prozent-Beteiligung des britischen Mobilfunkriesen Vodafone an Swisscom Mobile für insgesamt 4,25 Mrd. sfr zurückgekauft.

Swisscom verspricht sich nach Angaben vom Dienstag von der Transaktion eine verbesserte Position bei der Umsetzung der Konvergenz-Strategie, sowie höher Ausschüttungen an die Aktionäre, da die jährliche Gewinnabführung an die Briten in Höhe von zuletzt gut 300 Mio. sfr wegfallen werden. Nach Abzug der Finanzierungskosten werde der Reingewinn ab 2007 um 180 Mio. sfr steigen.

Der Kaufpreis von 4,25 Mrd. sfr liegt nach Aussage von JP Morgan Telekom-Analyst Hannes Wittig rund 600 Mio. sfr höher als von ihm veranschlagt. Andere Analysten hatten mit 2,9 bis vier Mrd. sfr gerechnet. Dass der Kaufpreis des Aktienpakets relativ hoch sei, gab Swisscom-Chef Carsten Schloter in einer Telefonkonferenz zu: "Es stimmt, dass die Bewertung eher am oberen Ende ist."

Vodafone hatte den Minderheitsanteil an der Swisscom-Mobilfunktochter 2001 für rund 4,5 Mrd. sfr gekauft.

Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unternehmen wird nun nach Swisscom-Angaben auf Basis eines zunächst auf fünf Jahr angelegten Vertrags geregelt.

Swisscom kann durch den grossen Bruder zum Beispiel bessere Einkaufskonditionen für Handys und Telekom-Infrastruktur aushandeln, und Kunden der Schweizer können im Ausland über das Netz der in vielen Ländern vertretenen Vodafone telefonieren.

Vodafone passt das Aktienpaket angesichts der Swisscom Konvergenz-Bemühungen nicht mehr in die Strategie. "Es macht deshalb Sinn, unseren Anteil jetzt zum einem attraktiven Preis zu verkaufen", so Vodafone-Chef Arun Sarin. Bei dem nach Umsatz weltgrössten Mobilfunker läuft es seit einiger Zeit nicht mehr rund. Die Wachstumsraten im Kerngeschäft Mobilfunk dümpelen vor sich hin und enorme Abschreibungen führten vergangenes Geschäftsjahr zu Mrd.-Verlusten. Um Geld für neue Investitionen zu haben, wurden Minderheitsbeteiligungen wie im Sommer bei Belgacom und nun in der Schweiz abgestossen.

Die Swisscom-Aktie kletterte bis 12.45 Uhr in einem negativen Marktumfeld knapp 1,2 Prozent auf 457,50 sfr, dem höchsten Stand seit März 2005.

Prognose 2007 vorzeitig präsentiert

Bei dieser Gelegenheit enthüllte Swisscom entgegen den sonstigen Gepflogenheiten bereits zum Jahresende die Aussichten für 2007. Die in der Telekombranche massgebliche Grösse, der Betriebsgewinn Ebitda, solle 2007 auf 3,9 Mrd. sfr anziehen, nachdem für 2006 mit 3,7 Mrd. sfr gerechnet wird. Der Umsatz sollte sich im kommenden Jahr auf der für dieses Jahr angepeilte Höhe von rund 9,5 Mrd. sfr bewegen. "Dieses (das Ebitda) dürfte wie meistens etwas zu konservativ sein", schreibt Bank Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos.

Startschuss für Konvergenz

Für Konzernchef Schloter, der zuvor die Mobilsparte leitete, hat der Rückkauf des Swisscom-Mobile-Pakets nach eigenen Worten gleich mehrere Vorteile. Denn neben der Gewinnverdichtung und den steigenden Ausschüttungen an die Aktionäre ist er vor allem wieder Herr im eigenen Haus. "Ein 100-prozentiger Besitz von Swisscom Mobile macht uns in der Umsetzung unserer Konvergenzstrategie flexibler", sagte er. Ohne die bisher strikt auf Mobilfunk ausgerichtete Vodafone werde es einfacher, Festnetz-und Mobilfunkdienste zusammenzulegen. Und der Kauf hat nach Aussagen der Swisscom noch ein Gutes. Die Summe werde nicht auf die staatliche festgelegte Verschuldungsgrenze des anderthalbfachen Ebitda, also 5,5 bis knapp sechs Mrd. sfr, angerechnet.

Per Gesetz muss die Swisscom in Staatshand bleiben. Nach dem zuletzt gescheiterten Privatisierungsversuch im Frühjahr dürfte frühestens nach den Wahlen im Herbst 2007 ein nächster Anlauf unternommen werden.




Quelle: ntv.de

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