Spekulationsaffäre der WestLB Vorstand unter Druck
19.04.2007, 14:24 UhrIn der WestLB-Affäre um millionenschwere Fehlspekulationen und mögliche Regelverstöße durch Aktienhändler werden zunehmend Fragen nach der Verantwortung des Vorstands gestellt.
Bei einer Anhörung im Finanzausschuss des Landtages von Nordrhein-Westfalen warfen Oppositionspolitiker von SPD und Grünen WestLB-Chef Thomas Fischer vor, wesentlichen Fragen zu den Vorgängen auszuweichen. Ihm wurde vorgehalten, bei der Bilanzpressekonferenz Ende März kein Wort über erhebliche Risiken im Eigenhandel verloren zu haben. Fischer wurde zudem kritisiert, über das Ausmaß der Verluste keine Auskunft zu gehen. Landes-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) stellte sich dagegen vor Fischer. Er schloss aber nicht aus, dass am Ende der Ermittlungen die Strategie der WestLB überdacht wird.
Fischer kündigte gegenüber den Landtagsabgeordneten wiederholt eine rückhaltlose Aufklärung der Vorgänge an. "Es gibt keine Mauer des Schweigens. Wir werden alle diese Vorgänge lückenlos aufklären ohne Ansehen der Person", unterstrich er. Der Vorstand habe schnell reagiert und selbst Anzeige gegen die beiden inzwischen entlassenen Mitarbeiter im Aktienhandel gestellt. Dabei gehe es um Limitverstöße gegen die internen Vorgaben. Wegen der laufenden Ermittlungen durch die Bankenaufsicht BaFin und die Staatsanwaltschaft könne er sich öffentlich jetzt nicht näher äußern. In Presseberichten wurde der Verlust durch Aktienspekulationen auf 100 Millionen Euro geschätzt.
Der WestLB-Chef bekräftigte den Verdacht, dass es kriminelle Handlungen Einzelner gegeben habe. "Die WestLB ist nicht nur Opfer von Fehlhandlungen geworden, sondern Opfer von mehr", betonte Fischer. Deshalb seien die Staatsanwalt und Polizei eingeschaltet worden. "Wir haben die Sorge, dass die Informationen so verschmutzt waren, dass das Risikomanagement unterlaufen wurde", verdeutlichte er. Fischer kündigte eine umfassende Information des Aufsichtsrates der WestLB an, der in der kommenden Woche in einer außerordentlichen Sitzung über die Vorgänge im Eigenhandel der Bank berät. Das Land ist direkt und indirekt mit knapp 38 Prozent an der WestLB AG beteiligt. Die Aktienmehrheit halten zusammen Sparkassenverbände.
NRW-Finanzminister Linssen nahm Fischer in Schutz, der wegen der laufenden Verfahren und Gesetzesvorgaben derzeit nicht mehr ins Detail gehen könne. Der CDU-Politiker betonte, dass der Eigenhandel -also der Handel mit Wertpapieren auf eigene Rechnung und eigenes Risiko -ein übliches Bankgeschäft sei. Auch eine andere große Bank habe im vergangenen Jahr in einem Quartal in diesem Bereich Verluste gehabt, die dann im Jahresverlauf ausgeglichen worden seien. Die WestLB AG werde Ende Mai in ihrem Bericht zum ersten Quartal 2007 auf die Vorgänge im Eigenhandel eingehen. Bei der Bilanzpressekonferenz habe dagegen das Geschäftsjahr 2006 im Mittelpunkt gestanden.
Quelle: ntv.de