Banker: Risiken begrenzt Wachsende Weltwirtschaft
08.01.2007, 08:56 UhrDie Weltwirtschaft wird in diesem Jahr nach Einschätzung der führenden Zentralbanken das fünfte Jahr in Folge mit erfreulichem Wachstum aufwarten. Es gebe zwar Risiken für die Konjunktur, doch seien diese begrenzt.
Die Notenbanken beobachteten weiterhin eine der ermutigendsten Wachstumsphasen der Weltwirtschaft, erklärte der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, am Montag nach dem regulären Treffen der Chefs der zehn wichtigsten Zentralbanken der Welt (G-10) bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. "Nach einem Jahr, das sehr, sehr gut war auf globaler Ebene, könnte dieses Jahr die gleiche Größenordnung haben - vielleicht ein bisschen weniger, aber nicht sehr viel." Es gebe gute Gründe, dass sich das Wachstum bis 2008 fortsetze. So werde etwa der Abschwung in den USA in geordneten Bahnen verlaufen. Weltweit bestehe zugleich Inflationsgefahr, die die Zentralbanken bannen müssten. "Wir erklären keinen Sieg - wir müssen alarmiert bleiben", sagte Trichet.
Auch IWF optimistisch
Die Einschätzung der Notenbanker deckt sich mit den Prognosen des Internationalen Währungsfonds (IWF), der einen Zuwachs der weltweiten Wirtschaftsleistung von 4,9 Prozent 2007 nach schätzungsweise 5,1 Prozent im abgelaufenen Jahr vorhersagt. Der geschäftsführende IWF-Direktor Rodrigo Rato forderte in Basel die Zentralbanken auf, die Inflation genau im Blick zu behalten.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die EZB verhielten sich richtig, wenn sie sich mit ihrer Geldpolitik nach den Wirtschaftsdaten richteten. Bislang habe der hohe Ölpreis sich noch nicht auf das gesamte Preisniveau niedergeschlagen. In einem Interview mit der spanischen Zeitung "La Razon" sagte Rato, Fed und EZB müssten womöglich beide die Zinsen weiter erhöhen.
An den Finanzmärkten herrscht derzeit Unsicherheit über den Zeitpunkt weiterer Zinsschritte in Europa und Japan sowie die Richtung der Zinspolitik in den USA. Während von der EZB noch zwei Zinserhöhungen auf 4,0 Prozent erwartet wird, spekulieren Analysten in den USA mit ersten Zinssenkungen der Fed, deren Schlüsselzins seit Juni 2006 bei 5,25 Prozent steht.
"Sanfte Landung" in den USA
Die US-Wirtschaft setzt nach Einschätzung von IWF und Notenbanken zu einer "sanften Landung" an. Die Weltwirtschaft könne dies gut verkraften, da sich andere Regionen -auch der Euro-Raum -besser entwickelten, sagte Trichet. Ein Risikofaktor für die globale Konjunktur wäre Protektionismus im Handel und bei Standortentscheidungen für Investitionen.
Auch von den globalen wirtschaftlichen Ungleichgewichten, die eine abrupte Dollar-Abwertung auslösen könnten, sowie von Öl- und anderen Rohstoffpreisen gingen Risiken aus. Diese Gefahren seien zwar nicht sehr wahrscheinlich. "Doch jedes Risiko wäre schwerwiegend, wenn es eintreten würde."
Aufgetürmte Ersparnisse
Sorgen bereitet den Zentralbanken nach wie vor das überreichlich vorhandene Kapital, das die Finanzmarktteilnehmer womöglich dazu verleitet, Risiken zu unterschätzen. Der globale Liquiditätsüberschuss liege an einer Ausnahmesituation: In Asien und den Öl produzierenden Ländern türmten sich Ersparnisse auf, die nicht von Investitionen in entsprechender Höhe aufgenommen würden. Eine plötzliche Rückbesinnung am Finanzmarkt auf Risiken hätte gravierende Folgen, auch wenn damit nicht zu rechnen sei, sagte Trichet.
Quelle: ntv.de