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Treuhand ist halbherzig Was tun mit Opel?

Das Thema Opel findet kein Ende. Wie ist der traditionsreiche Autobauer zu retten? Die deutsche Politik spielt bei der unendlichen Geschichte eine eher traurige Rolle. Erst geben sich die Ministerpräsidenten der Opel-Länder samt dem neuen Wirtschaftsminister in Washington und Detroit die Klinke in die Hand und posieren wahlkampfgerecht vor der Kamera und dann passiert - nichts. Es ist immer noch kein tragfähiges Konzept auf dem Tisch. Jüngste Idee ist ein Treuhandmodell, das die Politiker ausgeheckt haben. Experten halten von diesem Vorschlag wenig. Dabei drängt die Zeit, denn eine Insolvenz des Mutterkonzerns General Motors steht kurz bevor. Und diese würde Opel wohl mit in den Abgrund reißen.

Der jüngste Vorschlag der Treuhand-Lösung scheint ausgesprochen unausgegoren. Ferdinand Dudenhöffer von der FH Gelsenkirchen nennt diesen Vorschlag "halbherzig". "Es gibt große Insolvenzrisiken in den USA, die sich übertragen könnten", warnt der Experte für die Automobilindustrie. Auch rechtlich ist reichlich unklar, wie ein solches Modell funktionieren sollte. Opel und GM Europe sind beide als GmbH aufgestellt. Eine Treuhandgesellschaft müsste jedoch in den Besitz von Aktien kommen. Die gibt es derzeit aber nicht. Eine Rückverwandlung von Opel in eine Aktiengesellschaft scheint in der derzeitigen Lage zumindest ein äußerst gewagtes Unterfangen, wenn überhaupt möglich. Ein solches Projekt kostet Geld. Und die Liquidität ist das Kardinalproblem von GM.

Washington stellt sich quer

Zudem kommen aus Washington bereits klare Signale, dass man eine Treuhandlösung nicht unterstützen wird. Dort befürchtet man wohl bei einer solchen Auffanglösung über den Tisch gezogen zu werden. Auch General Motors zeigt kein Interesse. Ein Hirngespinst der deutschen Politik also? Auch Ferdinand Dudenhöffer hält diese Lösung für kaum realisierbar. " Diese Lösung ist nicht wirklich tragfähig", sagt er, "das ist halbherzig." Deshalb rät er dringend zu einem Einstieg des Staates bei Opel. (Siehe n-tv.de-Interview)

Alles was man mit einer Treuhand erreichen würde, ist etwas Zeit zu gewinnen. Davon hat man in Berlin und den Bundesländer allerdings schon reichlich verspielt. "Vor einem halben Jahr hätte man schon das Bekenntnis abgeben können: Ja, wir bauen das gemeinsam auf und beteiligen uns zeitweise", kritisiert Autoexperte Dudenhöffer. Dadurch wäre die Politik in der Lage gewesen, sich in aller Ruhe mit möglichen Investoren zu unterhalten und das beste Konzept für den Konzern herauszufiltern.

Politik unter Druck

Auch eine Beteiligung der Opel-Händler scheint für Dudenhöffer keine Aussicht auf Erfolg zu haben." Händler haben bei weitem nicht ausreichend Geld um Opel zu kaufen. Sie können allenfalls mit einsteigen." Das Kapital dürfte dem großen Unternehmen bei weitem nicht ausreichen, um das kommende Jahr zu überstehen. Das ist aber zwingend notwendig. Erst dann dürfte sich der Automarkt erholen und die neuen Modelle, wie der Opel Insignia und der neue Astra, ausreichend Geld in die Kassen spülen. Ähnlich sieht es bei einer Mitarbeiterbeteiligung aus.

Jetzt stehen die deutschen Wahlkämpfer unter Druck. Denn eine Insolvenz von General Motors dürfte eine Kettenreaktion auslösen. Mit einem Verlust von 6,6 Milliarden Dollar im ersten Quartal bleibt GM nicht mehr viel Zeit. 88 Milliarden hat der einstmals größte Autobauer der Welt seit 2005 verbrannt. Bis zum 1. Juni hat die Regierung in Washington dem Konzern Zeit gegeben, ein tragfähiges Sanierungskonzept vorzulegen. Doch der neue GM-Chef Fritz Henderson plant im Hintergrund bereits für die Insolvenz, wie aus dem Konzern in den letzten Tagen zu hören war. An ein Konzept mit Zukunft glaubt man offensichtlich auch intern nicht mehr. Und ohne das wird Washington wohl keinen müden Dollar mehr in das schwarze Loch in Detroit werfen.

Angst vor dem Wahlkampf

Das weiß man auch Berlin, Wiesbaden, Düsseldorf und Mainz. Deshalb herrscht in der deutschen Politik plötzlich hektische Betriebsamkeit, was das Thema Opel angeht. Wie aufgescheuchte Hühner hat man deshalb wahrscheinlich das ziemlich undurchdachte und kaum realisierbare Treuhandkonzept in den Ring geworfen. Was wirklich werden soll, bleibt unklar. Es bleibt zu befürchten, dass am Ende nicht die beste Lösung für Opel gefunden werden wird, sondern die schnellste.

Das Unternehmen wird teilweise jetzt schon wie Sauerbier angeboten. Den Betrachter erstaunt es, welche Vorschläge die Politiker plötzlich gut finden. Der Bundeswirtschaftsminister steht auf die Fiat-Lösung, die Ministerpräsidenten favorisieren eher Magna und die russische Option als Investoren. Auf jeden Fall hätte man das Thema auch gerne gewinnbringend vom Tisch. Denn die Gefahr ist groß, dass das Thema Opel der Politik in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfs noch mal vor die Füße fällt. Und das könnte böse Folgen haben.

Quelle: ntv.de

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