Niveau noch nicht angemessen Weber deutet Zinsplus an
29.05.2007, 11:31 UhrEZB-Ratsmitglied Axel Weber hat Zinserhöhungen über den bereits für Juni signalisierten Schritt hinaus angedeutet. Unter Umständen müsse die Europäische Zentralbank (EZB) die Wirtschaft sogar aktiv bremsen, sagte der Bundesbankpräsident in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der "Financial Times Deutschland". "Wenn das nötig sein sollte, um die Inflation unter Kontrolle zu halten, müssen wir auch in einen Bereich gehen, der als restriktiv bezeichnet werden kann", sagte Weber. Für die Geldpolitik könne noch keine Entwarnung gegeben werden. Das Zinsniveau sei noch nicht angemessen.
Die EZB hat ihren Leitzins seit Ende 2005 von zwei auf aktuell 3,75 Prozent angehoben, um den Preisauftrieb während der Konjunkturerholung in Schach zu halten. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hat bereits für Juni die nächste Erhöhung auf dann vier Prozent angedeutet. Die meisten Analysten rechnen danach mit mindestens einem weiteren Zinsschritt auf dann 4,25 Prozent.
Risiken für die Preisstabilität sieht Weber vom robusten Aufschwung ausgehen. "Etwa über überhöhte Tarifabschlüsse", sagte der Notenbanker in einem ebenfalls am Dienstag in der "Börsen-Zeitung" veröffentlichten Streitgespräch. Auch das kräftige Wachstum der Geldmenge berge Risiken. "Wir können nicht ausschließen, dass die reichliche Liquidität nicht doch über verschiedene Kanäle in die Verbraucherpreise mündet -selbst wenn sie es jetzt nicht tut, sondern zunächst die Vermögenspreise treibt."
Weber deutete zugleich eine veränderte Kommunikation der EZB an. Diese hatte den Finanzmärkten mit Signalworten wie "sehr genau beobachten" oder "große Wachsamkeit" in Bezug auf die Preisentwicklung auf kommende Zinserhöhungen eingestellt. Der Gebrauch von Schlüsselworten könne in einer geldpolitischen Normalisierungsphase hilfreich sein. "Wenn man sich dem Ende einer solchen Phase nähert, ist ihre Verwendung mit größeren Schwierigkeiten verbunden", sagte der Bundesbankchef der "Financial Times Deutschland". "Deshalb glaube ich, dass die derzeit verwendeten Wörter irgendwann nicht mehr in den Statements auftauchen."
Quelle: ntv.de