Banken sind selbst gefordert Weber widerspricht Ackermann
18.03.2008, 21:54 UhrBundesbankpräsident Axel Weber hat Forderungen von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nach einer konzertierten Aktion gegen die Finanzmarktkrise zurückgewiesen. "Bei der Überwachung und Lösung der eigenen Schwierigkeiten sind zunächst einmal die Banken selbst gefordert", sagte Weber dem "Handelsblatt".
Ackermann hatte am Montag Regierungen und Zentralbanken zu "mutigen Schritten" gegen die Finanzkrise aufgefordert. Es müsse weltweit an einem Strang gezogen und alles getan werden, um einen Teufelskreis zu verhindern. Er hatte damit eine neue Debatte um staatliche Eingriffe wegen der Krise losgetreten.
Mehr Transparenz genötigt
Weber setzt dagegen angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten auf mehr Transparenz in der Branche. "Alle Finanzmarktteilnehmer sind aufgefordert, zeitnah über ihre Risiken zu informieren." Das gegenwärtige Misstrauen sei "nur durch Offenlegung des Wertberichtigungsbedarfs zu beseitigen". Dies gelte nicht nur für die Banken, sondern auch für Fonds, Private-Equity-Unternehmen und Hedgefonds. Die Marktturbulenzen hatten sich zuletzt nach dem Beinahe-Zusammenbruch der US-Investmentbank Bear Stearns verschärft.
Werber sagte der Zeitung, die jüngsten Verwerfungen resultierten nicht nur aus dem erneuten Wertberichtigungsbedarf von beaufsichtigten Kreditinstituten. Entscheidend seien auch Probleme beim Liquiditätszugang von Investmentbanken sowie Probleme bei einzelnen Private-Equity-Unternehmen oder Hedge-Fonds.
Es müsse alles dafür getan werden, ein Übergreifen der Turbulenzen auf weitere Segmente an den Märkten zu verhindern, forderte der Bundesbankchef. "Die Dauer der Turbulenzen wird stark davon abhängen, inwieweit uns das, unterstützt durch die Transparenzbemühungen der Marktteilnehmer, gelingt." Die Bundesbank müsse sich in ihrer Rolle als Bankenaufsicht den grundlegenden Schwächen des internationalen Finanzsystems widmen, die in den vergangenen Monaten deutlich geworden seien.
Liquiditätsplanung und Risikomanagement der Banken und Finanzinstitutionen müssten verbessert würden, verlangte Weber. "Eine weitere Lehre ist, dass die Marktdisziplin gestärkt werden muss. Gerade aufgrund der mangelnden Transparenz muss es Anreize geben, die Kreditrisiken besser zu überwachen." Die Einschätzung der übernommenen Risiken durch die Banken selbst müsse Vorrang haben vor externen Beurteilungen, etwa durch Rating-Agenturen. Die Rating-Agenturen waren wegen ihrer laxen Bewertung komplexer Finanzprodukte, die im Zusammenhang mit der Krise auf dem US-Immobilienmarkt reihenweise nahezu wertlos wurden, zuletzt immer wieder in die Kritik geraten.
Quelle: ntv.de