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Spitzelaffäre bei der Telekom Weisung von ganz oben?

In der Affäre um Bespitzelungen bei der Deutschen Telekom gibt es einem Zeitungsbericht zufolge Beweise dafür, dass Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel und Ex-Konzernchef Kai-Uwe Ricke diese persönlich in Auftrag gaben. Zumwinkel und Ricke hätten einen Mitarbeiter der Abteilung Konzernsicherheit damit beauftragt, undichte Stellen in der Telekom aufzuspüren, berichtet die "Süddeutsche Zeitung" in ihrer Samstagsausgabe.

Die Zeitung beruft sich dabei auf interne Untersuchungsberichte des Konzerns. Der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende frühere Fernmeldeoberrat Klaus T. sollte demnach herausfinden, wer im Konzern vertrauliche Informationen an Medien weitergegeben habe.

Nach Aussagen des beauftragten Mitarbeiters war die Anweisung der Konzernspitze mit der strikten Anweisung verbunden, auch gegenüber seinen Vorgesetzten "absolutes Stillschweigen" über die Ermittlungen zu bewahren, heißt es laut "SZ" in einem der Untersuchungsberichte.

Die Untersuchungsberichte stehen laut "SZ" im Widerspruch zu jüngsten Aussagen Zumwinkels, wonach ein Aufsichtsrat Mitarbeitern keine Weisungen geben könne. Aus den internen Untersuchungsberichten der Telekom gehe allerdings nicht hervor, ob Ricke und Zumwinkel mit Klaus T. einzelne Ermittlungsmaßnahmen besprochen hätten oder detaillierte Anweisungen ergangen seien.

Es sei offen, ob es womöglich ein stillschweigendes Einverständnis für bestimmte Ermittlungsmethoden gegeben habe.

Maulkorb von ganz oben

Zumwinkel hatte in der Vergangenheit stets darauf bestanden, dass für die Abteilung Konzernsicherheit der Personalvorstand verantwortlich sei. Der damalige Personalvorstand Heinz Klinkhammer gehörte der Zeitung zufolge aber selbst zu den Bespitzelten. Er habe darauf hingewiesen, dass er von den dubiosen Aufträgen zunächst nichts gewusst habe. Erst als er T. zur Rede gestellt habe, habe dieser ihm versichert, dass ihm Ricke und Zumwinkel "in dieser Sache einen Maulkorb erteilt" hätten.

Den Auftrag, undichte Stellen zu finden, habe T. "an mir und am Chef der Konzernsicherheit vorbei aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erhalten", sagte Klinkhammer laut "SZ".

Die Staatsanwaltschaft Bonn untersucht seit dem Frühjahr 2008 die Spitzelaffäre bei der Telekom. Nach Angaben der Ermittler hat das Unternehmen in den Jahren 2005 und 2006 die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten der Telekom, Angehörigen des Betriebsrats, Journalisten, aber auch von Dritten wie Verdi-Chef Frank Bsirske ausgespäht, die mit dem Konzern nicht unmittelbar zu tun haben.

Insgesamt ist von mindestens 55 Bespitzelten die Rede. Unter den Beschuldigten in dem Skandal befinden sich auch Ricke und der ehemalige Post-Chef Zumwinkel, den das Bochumer Landgericht im Januar wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilte.

Quelle: ntv.de

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