DGB kritisiert reale Nullrunde Weiterer Preisschub droht
28.11.2007, 07:30 UhrDie Konjunkturchefs führender Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen angesichts der stark gestiegenen Inflationsrate mit einem weiteren Preisschub in der deutschen Wirtschaft. "Der Anstieg der Inflationsrate ist bedenklich", sagte Roland Döhrn vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) der "Bild"-Zeitung. 2008 könnte es Zweitrunden-Effekte beispielsweise durch starke Lohnerhöhungen geben. "Das würde die Teuerung wieder anheizen."
Der Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Joachim Scheide, warnte in diesem Zusammenhang davor, dass sich die Bürger an die hohen Inflationsraten gewöhnen könnten und Firmen dieses Verhalten über weitere Preiserhöhungen ausnutzen könnten. "Der Anstieg der Inflationsrate ist besorgniserregend und geht möglicherweise noch weiter", sagte Scheide dem Blatt. Es sei zu befürchten, "dass allgemein eine Inflationsmentalität einsetzt. Zum Beispiel könnten Unternehmen auch künftig versuchen, ihre Preise deutlicher zu erhöhen, weil sich die Verbraucher an die stärker steigenden Preise gewöhnt haben."
Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) werden die Lohnsteigerungen in der Tarifrunde 2007 durch die hohe Inflationsrate praktisch aufgezehrt. "Die durchschnittlichen Tariflohnsteigerungen liegen in diesem Jahr bei 2,4 Prozent", sagte DGB-Chefökonom Dierk Hirschel der "Berliner Zeitung". "Das bedeutet, dass die Reallohnsteigerungen nur minimal ausfallen werden". Von der Lohnseite könne es also keine Impulse für den privaten Konsum geben. Wenn im kommenden Jahr auch die Investitionsbereitschaft der Firmen nachlasse, bestehe eine "hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Binnennachfrage am Boden liegt".
Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt die jährliche Inflationsrate im November bei drei Prozent und damit so hoch wie sei Anfang 1994 nicht mehr. Ökonomen erwarten, dass die hohe Inflationsrate den Anstieg des privaten Konsums bremsen wird. "Die gestiegene Teuerung reduziert natürlich die reale Kaufkraft der Verbraucher", sagte der Volkswirt des Bundesverbandes deutscher Banken, Karl Knappe. Die Verbraucher spürten vor allem den starken Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise. "Die gefühlte Inflation dürfte deshalb noch höher sein als die tatsächliche." Deshalb bestehe durchaus die Gefahr, dass die Verbraucher das, was sie zusätzlich für Energie und Lebensmittel ausgeben, an anderer Stelle einzusparen versuchten.
Quelle: ntv.de