Landesbanken im Umbruch WestLB lockt LBBW
18.06.2007, 18:12 UhrNach dem Verkauf der Landesbank Berlin rückt die WestLB in das Zentrum von Übernahmeszenarien. In Medienberichten verdichten sich Hinweise auf ein Interesse der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die im milliardenschweren Bieterrennen um die Landesbank Berlin leer ausging, an der WestLB. Ein LBBW-Sprecher wollte auf Anfrage das Thema zwar nicht kommentieren. Er erinnerte jedoch an eine jüngste Äußerung des LBBW-Chefs Siegfried Jaschinski, dass die Zeit für eine Konsolidierung der Landesbanken reif sei. In Branchenkreisen wurde vermutet, dass sich der Aufsichtsrat der Düsseldorfer WestLB AG auf seiner turnusmäßigen Sitzung am Montagabend auch mit diesem Thema beschäftigen wollte.
Neue Nahrung für ein Zusammengehen der LBBW mit der WestLB hatte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Heinrich Haasis, am Wochenende in Interviews gegeben. "Das wäre in der Tat ein sinnvoller Schritt, um die Konsolidierung unter den Landesbanken voranzutreiben", sagte er zu einem möglichen Einstieg der LBBW bei der WestLB in der "Welt am Sonntag". "In Berlin wollte die LBBW ihre Kraft gegen die Sparkassen-Gruppe einsetzen - in Düsseldorf könnte sie sie jetzt für die Organisation einsetzen", erklärte der DSGV-Chef. Haasis war langjähriger Präsident des Sparkassenverbandes Baden-Württemberg. Sparkassen sind bedeutende Anteilseigner sowohl bei der LBBW als auch bei der WestLB.
In Düsseldorf wurde das Interesse der LBBW an der WestLB bislang nicht bestätigt. "Der Minister führt grundsätzlich viele Gespräche, die die Bank betreffen", sagte eine Sprecherin von Nordrhein-Westfalens Finanzminister Helmut Linssen (CDU) auf Anfrage. Das Land NRW ist mit rund 38 Prozent direkt und indirekt an der WestLB AG beteiligt. Es will bis zum Jahr 2010 als Anteilseigner bei der einst größten deutschen Landesbank WestLB aussteigen. WestLB-Mehrheitseigentümer sind die Sparkassenverbände Rheinland und Westfalen. Außerdem sind kommunale Landschaftsverbände an der WestLB beteiligt. Sie ist mit einer Bilanzsumme von 285,3 Mrd. Euro im Jahr 2006 das drittgrößte Institut im Lager der Landesbanken nach LBBW (428 Mrd. Euro) und BayernLB (381,2 Mrd Euro).
Einem Pressebericht zufolge schließt auch der Rheinische Sparkassenverband einen Verkauf seiner WestLB-Aktien nicht aus. "Alle Anteilseigner der WestLB AG haben nach Satzung die gleichen Rechte und Pflichten", sagte eine Verbandssprecherin am Montag in Düsseldorf. Ähnlich hatte sich bereits Verbandspräsident Karlheinz Bentele mit Blick auf die Verkaufspläne des Landes jüngst geäußert.
Der bundesweite Sparkassenverband DSGV zahlt für den 81-prozentigen Landesanteil an der Landesbank Berlin insgesamt 5,3 Mrd. Euro, wie der Berliner Senat am Freitag mitteilte. Das Land Berlin musste sich wegen EU-Auflagen von der Bank trennen.
Quelle: ntv.de