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Solidaritätskonvoi "Wir sind Opel"

Hunderte Opel-Fans haben in Rüsselsheim mit einem Auto-Konvoi gegen den drohenden Untergang des angeschlagenen Fahrzeugbauers protestiert. "Es sind jede Menge mehr als erwartet", sagte Organisatorin Katharina Klenke. Aus 100 Anmeldungen seien schätzungsweise weit über 1000 Teilnehmer aus ganz Deutschland geworden.

Frühmorgens waren die Liebhaber der Blitzmarke vom Nürburgring und anderen Treffpunkten aus nach Rüsselsheim gestartet. Mit ihren Autos - vom Kleinwagen bis zum Oldtimer - versammelten sie sich dort auf dem Parkplatz des Adam-Opel-Hauses. "Wir sind Opel" war hundertfach auf den T-Shirts der Markenanhänger zu lesen.

Der Solidaritätskonvoi war auf private Initiative ins Leben gerufen worden. Organisiert hatten sich die Opel-Fans über das Internet (www.opel-konvoi.de.tl). Der Rüsselsheimer Oberbürgermeister Stefan Gieltowski nahm nicht an der Protestaktion teil. Klenke äußerte Unverständnis: "Was gibt es denn wichtigeres als die Arbeitsplätze in der Stadt?"

Hohe Erwartungen an Merkel

Den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag begleiten hohe Erwartungen. Vor allem Gewerkschafter verlangten am Wochenende in Interviews ein klares Bekenntnis der Regierungschefin zu dem Unternehmen. Umstritten blieb die Frage einer staatlichen Beteiligung an dem Autohersteller im Falle einer teilweisen Loslösung von der US-Konzernmutter General Motors.

Merkel solle sich in Rüsselsheim so mutig wie US-Präsident Barack Obama zur Schlüsselbranche Automobilindustrie bekennen, sagte der Opel-Aufsichtsrat und Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter, Armin Schild, der "Berliner Zeitung" (Samstag). "Ich denke, dass die Kanzlerin weiß, Opel kann zum Symbol für die Fähigkeit der Politik werden, mit der von ihr selbst mitverursachten Wirtschaftskrise umzugehen oder aber zum Symbol für ihre Unfähigkeit dazu." Wenn es die Sicherung überlebenswichtiger Industriekerne erfordere, müssten Staatsbeteiligungen möglich sein.

Hundt für Insolvenz

Schild warnte vor verheerenden Folgen einer Insolvenz von Opel. Sie bedeute das Ende der Marke und des Unternehmens. Im Moment der Insolvenzeinleitung würde Opel massiv Marktanteile verlieren, die Zulieferer auf Vorkasse schalten und ein massiver Personalabbau beginnen. Bislang habe die Autokrise im deutschsprachigen Raum knapp 30 Insolvenzen mit 40.000 verlorenen Jobs ausgelöst, sagte Schild. Mit der Insolvenz von Opel würde sich diese Zahl auf 400.000 verzehnfachen.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt riet hingegen zur Insolvenz: "Wenn ein Unternehmen sich im Wettbewerb nicht mehr halten kann, dann ist es eine Konsequenz der Marktwirtschaft, dass es gegebenenfalls in die Insolvenz geht", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Die Insolvenz müsse nicht das Ende der Geschäftstätigkeit bedeuten. "Sie kann vielmehr auch der Ausgangspunkt für eine neue Entwicklung sein." Ein Staatseinstieg sei hingegen ein Dammbruch für einen Überbietungswettbewerb, den Deutschland nicht aushalten könne.

Steinmeier schießt gegen CDU


Für einen staatlichen Einstieg sprachen sich die Gewerkschaften aus. IG-Metall-Vize Detlef Wetzel sagte der "Wirtschaftswoche": "Ich halte es in diesem Fall für sinnvoll, wenn sich der Staat für ein paar Jahre an Opel beteiligt, wenn sich in diesen Zeiten kein Investor findet." DGB-Chef Michael Sommer verwies im selben Blatt auf die Beispiele Volkswagen und Salzgitter, die mit Staatsbeteiligungen gut liefen.

Der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier (SPD) warb dafür, eine staatliche Beteiligung nicht von vornherein auszuschließen. Er zog im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" einen Vergleich mit der jüngsten Beteiligung Abu Dhabis am Autohersteller Daimler und kritisierte dabei die Union: "Die Debatte in der CDU/CSU treibt sonderliche Blüten: Wenn ein arabischer Staatsfonds bei Daimler einsteigt, wird gejubelt. Eine Staatsbeteiligung bei Opel wird dagegen als ordnungspolitisches Teufelszeug verdammt. Das passt nicht zusammen."

Quelle: ntv.de

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