Ende der EZB-Stange Wir sind bei 1,0 Prozent
07.05.2009, 13:45 UhrDie Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins im Kampf gegen die schwerste Rezession seit Jahrzehnten wie erwartet um 25 Basispunkte auf ein Prozent gesenkt. Das teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit. Der neue Schritt ist die siebte Zinssenkung seit Oktober. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet wird die Gründe für den Beschluss um 14.30 Uhr (MESZ) auf einer Pressekonferenz erläutern. Beobachter erwarten, dass er dann zusätzliche Maßnahmen der Notenbank im Kampf gegen Finanzkrise und Rezession bekanntgeben wird.
Experten erwarten, dass die Frankfurter Währungshüter ihren Leitzins bei 1,0 Prozent belassen werden, bis sich die Konjunktur erholt. Als weitere Maßnahmen rechnet das Gros der Analysten damit, dass die Notenbanker die Laufzeiten der Refinanzierungsgeschäfte mit den Geschäftsbanken ausweiten. Damit soll das Vertrauen der Banken gestärkt und ein Ende der Finanzkrise beschleunigt werden.
Durch niedrige Zinsen will die EZB der kriselnden Wirtschaft neuen Schub geben. Ziel der Zinssenkung ist, dass sich Banken bei der Zentralbank günstiger mit Geld versorgen können und in Folge auch billigere Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben.
Geldanlageexperten zufolge sind die Kreditzinsen in den vergangenen Monaten aber kaum gesunken. Sparer hingegen erleben seit Oktober eine regelrechte Talfahrt der Zinsen etwa für Tages- oder Festgeld. Nach dem neuen Zinsschritt wird sich den Experten zufolge dieser Abwärtstrend auch weiter fortsetzen.
Weitere Maßnahmen
Ob der EZB-Rat zusätzliche Maßnahmen beschließen wird, ist allerdings offen. Auch welche Schritte eventuell eingeleitet werden, ist unklar. Möglich wären etwa der Ankauf von Unternehmens- oder Staatsanleihen mit dem Ziel, zusätzliche Liquidität in die Wirtschaft zu pumpen und eine Kreditklemme zu verhindern. Zuletzt hatte es im EZB-Rat heftige Diskussionen darüber gegeben, welche Maßnahmen geeignet sind, um die Rezession zu bekämpfen, ohne langfristige Inflationsgefahren zu schüren.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte im vergangenen Monat für Mai eine Grundsatzentscheidung über seinen weiteren Kurs angekündigt. Die EZB hat in der Vergangenheit bei weitem nicht so aggressiv auf die Krise geantwortet wie andere Zentralbanken, etwa die US-Notenbank Fed oder auch die Bank von England (BoE).
Die BoE beließ ihren Leitzins am Donnerstag - wie erwartet - auf dem bisher niedrigsten Stand ihrer Geschichte. Der Zinssatz liegt damit weiter bei 0,5 Prozent. Die britische Notenbank hat dafür damit begonnen, Staats- und Unternehmensanleihen aufzukaufen. Dies tun auch die Fed und die Bank von Japan.
Quelle: ntv.de, Reuters / dpa / AFP