Ölpreis, US-Krise, Leitzins ZEW-Index bricht ein
15.07.2008, 11:55 UhrDie Konjunkturerwartungen von Analysten und Anlegern sind im Juli auf ein Rekordtief gefallen. Das ZEW-Barometer brach überraschend deutlich um 11,5 auf minus 63,9 Punkte ein, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Das ist der niedrigste Wert seit Umfragebeginn 1991. Von Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Rückgang auf minus 55,0 Zähler gerechnet. "Der hohe Ölpreis, der starke Euro, die Krise in den USA, die Leitzinserhöhung der EZB und eine schwache inländische Konsumnachfrage dürften die deutschen Unternehmen in den kommenden sechs Monaten belasten", hieß es zu der monatlichen Umfrage unter 308 Börsianern.
Die Lage bewerteten die Experten ebenfalls schlechter als im Juni. Der Teilindikator brach um 20,6 auf 17,0 Zähler ein. Noch schlechter wurde die Situation zuletzt vor rund zwei Jahren beurteilt. Volkswirte hatten für Juli mit einem Rückgang auf 32,7 Punkte gerechnet.
Euro steigt auf Rekordniveau
Trotz des Einbruchs des an den Märkten viel beachteten Konjunkturindikators stieg der Euro auf ein neues Rekordhoch von 1,6038 Dollar. Analysten zufolge lastet nach wie vor die Unsicherheit über die weitere Entwicklung der amerikanischen Finanzinstitute auf dem Dollar. "Die aktuellen Vorfälle bei den US-Hypothekenfinanzierern zeigen, dass die Finanzkrise noch lange nicht ausgestanden ist", sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz.
Ökonomen warnten aber vor Schwarzmalerei. "Das Barometer liefert nur einen Hinweis darauf, dass es schlechter wird", sagte Postbank-Experte Heinrich Bayer. "Es sagt aber nicht, wie schlecht es werden wird." Da die Lage noch immer besser beurteilt werde als im langjährigen Durchschnitt, sei eine Eintrübung normal. Nach Berechnungen von UniCredit signalisiert der ZEW-Index eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 91 Prozent. Eine Rezession signalisiere das Barometer aber schon seit 2007, sagte UniCredit-Experte Andreas Rees - "und nichts ist passiert". Die Auftragsbücher der Unternehmen seien noch immer gut gefüllt. Die Produktion werde daher nicht abstürzen.
Quelle: ntv.de