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Experten irrten sich ZEW-Index sinkt

Die hohe Inflation dämpft den Konjunkturoptimismus der Börsenexperten. Im April rutschte der ZEW-Indikator überraschend fast wieder auf das 15-Jahres-Tief vom Januar. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) begründete dies mit "außergewöhnlich hohen Preissteigerungsraten" und den Höchstständen beim Euro und beim Ölpreis.

Der jüngste Optimismus der rund 300 befragten Analysten und Anlegern sei wohl nur einen Zwischenhoch gewesen, sagte der Wirtschaftsweise und ZEW-Präsident Wolfgang Franz. "Gleichwohl besteht derzeit kein Anlass zu stärkerem Konjunkturpessimismus." Ein Wachstum von 1,7 Prozent, wie es auch die Bundesregierung erwartet, sei immer noch realistisch.

Das Barometer für die ZEW-Konjunkturerwartungen sank im April um 8,7 auf minus 40,7 Punkte, während Experten mit dem dritten Anstieg in Folge gerechnet hatten. Ein schwächeres Neugeschäft der Firmen signalisiere eine nachlassende wirtschaftliche Dynamik, erklärte Franz. Zudem dämpfe die hohe Teuerung die Kaufkraft und bremse damit den Konsum, auf den die Wirtschaft in diesem Jahr so angewiesen ist.

Die hohe Inflation bereitet auch zunehmend der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorgen, wie EZB-Spitzenbanker Jürgen Stark bekräftigte. Deshalb würden die Währungshüter unbedingt verhindern, dass die Teuerung zu einer Lohn-Preis-Spirale führt. Der EZB sind hohe Tarifabschlüsse ein Dorn im Auge.

Spaniens Notenbank-Chef Miguel Angel Fernandez Ordonez sagte, die Sorgen um die Inflation hätten Zinssenkungen der EZB verhindert. Franz empfahl den Währungshütern, in diesem Jahr ihren Leitzins von vier Prozent nicht mehr zu senken. Dies verbiete der starke Preisauftrieb im Euro-Raum. Bei einer Teuerung von knapp unter zwei Prozent sieht die EZB stabile Preise im Euroraum gewährleistet. Derzeit liegt die Inflation allerdings bei 3,5 Prozent und damit so hoch wie noch nie seit Einführung des Euro.

Börsianer pessimistischer als Firmen

Obwohl die vom ZEW befragten Experten pessimistischer nach vorne blicken, bewerten sie die aktuelle Wirtschaft weiter als robust. Die Lagekomponente kletterte nach neun Rückgängen in Folge leicht um 1,1 auf 33,2 Punkte. Damit äußerten sich die Börsenprofis unterm Strich aber deutlich skeptischer als die 7000 vom Münchner Ifo-Institut befragten Unternehmen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex war zuletzt überraschend drei Monate nacheinander gestiegen. Der Grund dafür liegt für Thomas Amend von HSBC Trinkaus auf der Hand: "Die Finanzmarktexperten gewichten die Finanzkrise stärker, die bei den Firmen noch nicht so stark angekommen ist".

Für die Euro-Zone rechnet EU-Währungskommissar Joaquin Almunia damit, dass sich die Konjunktur abkühlen werde. Sie werde aber nicht wie die US-Wirtschaft in eine Rezession rutschen. Der Chef der Euro-Finanzminister, der Luxemburger Jean-Claude Juncker, hält es für möglich, dass die Finanzkrise noch bis zum kommenden Jahr anhalten könnte.

Quelle: ntv.de

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