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Fed schwenkt um Zinsschritt im Herbst?

Die US-Notenbank tendierte vor der jüngsten Zuspitzung der Finanzkrise offenbar zu einer Straffung ihrer Geldpolitik. Wie aus den am Mittwoch in Washington veröffentlichten Protokollen des letzten Treffens des Offenmarktausschusses (FOMC) vom Juni hervorgeht, hielten die Mitglieder des für die Zinspolitik zuständigen Gremiums eine Zinserhöhung als nächsten Schritt im Kampf gegen die Inflation für möglich. Allerdings war es nach ihrer Ansicht zu diesem Zeitpunkt noch zu früh für so eine Entscheidung. "Vor allem Timing und Umfang der Maßnahme waren sehr unklar", hieß es.

Die stimmberechtigten FOMC-Mitglieder seien sich aber einig gewesen, dass die Inflationsrisiken ebenso zugenommen hätten wie die Risiken für die Konjunktur. Dieses Dilemma habe schließlich dazu geführt, dass der Leitzins bei zwei Prozent belassen wurde, heißt es in dem Bericht. Der Chef der regionalen Fed von Dallas, Richard Fisher, habe sich als einziger für eine Zinserhöhung ausgesprochen und argumentiert, dass die Inflationserwartungen an den Finanzmärkten und bei der Bevölkerung zugenommen hätten.

An den Finanzmärkten nahmen die Spekulationen auf steigende Zinsen in den USA nach Veröffentlichung der FOMC-Protokolle zu. Die Zinsfutures an der Derivatebörse Chicago zeigen nun eine Wahrscheinlichkeit von knapp 75 Prozent, dass der Leitzins in den Vereinigten Staaten bis Ende des Jahres steigen wird.

Bereits zuvor hatte ein massiver Anstieg der Inflation auf fünf Prozent im Juni dafür gesorgt, dass immer mehr Börsianer nun auf steigende Leitzinsen in den kommenden Monaten setzen. So hoch war die Teuerung in den Vereinigten Staaten, der größten Volkswirtschaft der Welt, zuletzt 1991. Federal Reserve-Chef Ben Bernanke sagte bei einer Parlamentsanhörung in Washington, der Kampf gegen die Teuerung stehe auf der Prioritätenliste der Notenbank ganz oben.

Die Regionalchefs drängen

Der Chef der Notenbank von Kansas City, Thomas Hoenig, erklärte, es dürfe nicht zu lange mit einer Zinserhöhung gewartet werden. Sonst riskiere die Fed, ein ernsthaftes Problem zu bekommen. "Während die derzeitige geldpolitische Haltung das Risiko einer Rezession reduziert, erhöht sie fast sicher das Risiko einer höheren Inflation", sagte Hoenig in Durango im US-Bundesstaat Colorado. Es sei aus seiner Sicht angebracht, die derzeitige Strategie bald aufzugeben. "Wann man mit diesem Prozess beginnt und wie schnell man sich bewegen sollte, wird für das FOMC eine schwierige Entscheidung werden", sagte er. Hoenig ist in diesem Jahr im FOMC nicht stimmberechtigt.

Quelle: ntv.de

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