Zumwinkel überlegt Zustellungen sonntags?
08.05.2007, 11:27 UhrDie Deutsche Post wird möglicherweise künftig auch am Sonntag ihre Boten mit Zeitungen, Magazinen oder Katalogen losschicken. Dabei gehe es um Presse-Erzeugnisse und "ähnliche aktuelle Sendungen", sagte Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel am Dienstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens in Köln. Mit potenziellen Kunden solle dabei ein tragfähiges Konzept entwickelt werden. Die Post wolle hier Geld verdienen.
"Derzeit überlegen wir, ob und wie wir an einen ausgewählten Kundenkreis in Einzelfällen auch Sonntags Sendungen zustellen können", sagte Zumwinkel. Ein Unternehmenssprecher erläuterte, dass dabei an normale Privatpost aus gesetzlichen und betriebswirtschaftlichen Gründen vorerst nicht gedacht sei. "Es geht um Geschäftspost mit aktuellem Bezug."
Die Initiative der Post erfolgt auch mit Blick auf den verstärkten Wettbewerbsdruck, den die Post offensiv angehen will. Zumwinkel sieht sein Unternehmen beim Auslaufen des nationalen Briefmonopols Ende dieses Jahres gut vorbereitet. Bei der völligen Marktöffnung müsse es allerdings auch faire Bedingungen geben, sagte Zumwinkel. Dies betreffe insbesondere soziale Mindeststandards bei Beschäftigten. Die Marktöffnung dürfe nicht zu Lohndumping und zu einem Wettbewerb um die schlechtesten Arbeitsbedingungen führen.
Bei der Liberalisierung müsse es außerdem auf EU-Ebene auch einen zeitlichen "Gleichklang" geben - das Ziel 2009 werde von der Post unterstützt, sagte Zumwinkel. Die Post verfolge die Strategie, Verluste von Marktanteilen in Deutschland durch Zugewinne in anderen Ländern auszugleichen.
Als "Qualitätsführer" sei der Post "vor dem Wettbewerb nicht bange", betonte Zumwinkel. Sie werde auch weiterhin ihre Grundleistungen - den so genannten Universaldienst - in ganz Deutschland anbieten. Die Filialen-Struktur solle noch kundenorientierter werden. An eine Einschränkung der Sechs-Tage-Zustellung mit Wegfall der Samstags-Zustellung sei nicht gedacht.
Den Aktionären kündigte Zumwinkel weitere Dividendenerhöhungen an. Für das Geschäftsjahr 2006 soll die Dividende trotz eines Rückgangs des Konzerngewinns um 0,05 Euro (7,1 Prozent) auf 0,75 Euro je Aktie steigen. "Ich gehe davon aus, dass das in dieser Richtung weitergehen wird." Seit die Post im Jahr 2000 an die Börse ging, stieg die Dividende stetig und über die Jahre hinweg im Schnitt um 19 Prozent pro Jahr.
Ins Blickfeld in der Post-Führung rückte Vorstand Frank Appel, dessen Position deutlich aufgewertet wurde. Der 45-jährige Appel wird zusätzlich zu seinen bereits vielfältigen Aufgaben auch das internationale Briefgeschäft und von Zumwinkel die Zuständigkeit für das wichtige Regulierungsmanagement -die Schnittstelle zur Politik -übernehmen. Appel, bisher für den Bereich Global Business Services zuständig, gilt damit noch deutlicher als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge von Zumwinkel, dessen Vertrag als Vorstandschef Ende 2008 ausläuft.
Post-Manager Jürgen Gerdes (42) rückt nach einem Beschluss des Aufsichtsrats als neuer Chef für das nationale Brief-und Paketgeschäft in den Vorstand des Konzerns auf. Er tritt die Nachfolge von Hans-Dieter Petram (64) an, der wie geplant in den Ruhestand geht. Petram war seit 1990 Vorstandsmitglied bei der Post, deren Umbau von der alten Bundespost zu einem international führenden Konzern er maßgeblich mitgestaltete. Er war mit Zumwinkel gemeinsam vor 17 Jahren vom Versandhaus Quelle zur Post gewechselt. Gerdes soll die neuen Herausforderungen nach dem Ende des Monopols meistern und sich dabei auf den deutschen Markt konzentrieren.
Quelle: ntv.de