Aufträge ohne Ende Zuversicht bei Airbus
13.07.2008, 14:42 UhrTrotz der Krise in der Luftfahrtbranche laufen die Auftragsbücher beim europäischen Flugzeugbauer Airbus über. "Wir werden in den nächsten Jahren keinen Einbruch beim Auftragsbestand haben", prognostizierte Airbus-Chef Thomas Enders vor der Luftfahrtmesse in Farnborough bei London (14. - 20. Juli).
Zwar könnten der schwache Dollar und die hohen Treibstoffpreise zu Abbestellungen führen, vor allem bei den notleidenden US-Fluggesellschaften. Dies werde aber voraussichtlich von Airlines in boomenden Regionen wie Asien aufgefangen. Alleine im ersten Halbjahr 2008 hat die EADS-Tochter Airbus mit netto 487 Bestellungen so viele Aufträge erhalten, wie sie nur in einem ganzen Jahr abarbeiten kann.
Obwohl Experten erwarten, dass wegen der Probleme vieler Fluggesellschaften bis zu einem Drittel der Bestellungen bei Boeing und Airbus auf der Kippe stehen könnte, herrscht bei Airbus Zuversicht. In diesem Jahr habe der weltweite Luftverkehr bislang um 5,5 Prozent zugelegt, sagte Finanzvorstand Hans Peter Ring.
Viele Fluggesellschaften orderten neue Sprit sparendere Maschinen und legten ihre älteren Flieger still. Insgesamt liegen bei Airbus derzeit Bestellungen für rund 3700 Flugzeuge vor. Damit sei die Produktion für die nächsten sechs bis sieben Jahre ausgelastet, sagte Enders.
EADS weitet "Power8" aus
Der Airbus-Mutterkonzern EADS plant wegen des Dollarverfalls schärfere Einschnitte als zunächst vorgesehen. Das bisherige Sparprogramm "Power8" solle auf die gesamte Gruppe ausgeweitet werden, teilte der Konzern mit. Bislang war das Sparpaket auf die EADS-Tochter Airbus begrenzt und sah einen Abbau von rund 10.000 Stellen vor.
Bislang peilt EADS in diesem Jahr einen operativen Gewinn (Ebit) von 1,8 Mrd. Euro an, nachdem es 2007 wegen Problemen beim Großraumflugzeug A380 und dem Militärtransporter A400M lediglich 52 Mio. Euro waren. Die EADS-Prognose basiert auf einem Eurokurs von 1,45 Dollar. Derzeit kostet die europäische Gemeinschaftswährung knapp 1,60 Dollar.
Als Faustregel gilt, dass zehn Cent Wechselkursverschlechterung Airbus im Jahr etwa 1 Mrd. Euro an Ergebnis kostet. Der Flugzeugbauer will daher seit langem seine Aktivitäten im Dollarraum stärken, um weniger anfällig zu sein. Das ursprüngliche Airbus-Sparprogramm basiert auf einem Kurs von 1,35 Dollar.
Ring als Zeuge vernommen
Unterdessen ist Ring im Rahmen der Ermittlungen der französischen Finanzpolizei in der EADS-Insideraffäre verhört worden. Er sei nur als Zeuge und nicht als Beschuldigter vernommen worden, sagte Ring der "Financial Times Deutschland". Die eintägige Befragung habe bereits vor gut zwei Wochen stattgefunden.
Im Unterschied zu anderen EADS- und Airbus-Vorständen sowie rund 1200 Managern hat Ring weder im März 2006 noch früher Aktienoptionen verkauft. Im Juni 2006 hatte Airbus Verzögerungen beim Riesen-Airbus A380 bekanntgegeben, wonach der Aktienkurs einbrach. Die französische Börsenaufsicht AMF wirft 17 Top-Managern sowie den EADS-Großaktionären Daimler und Lagardere Verstöße gegen Insiderregeln vor. Auf dieser Basis hat die Justiz eigene Befragungen gestartet. Alle Beschuldigen betonen ihre Unschuld.
Quelle: ntv.de