Psychologin warnt vor "Trance" Bilder aus Israel können gravierende Folgen haben
20.10.2023, 12:47 Uhr Artikel anhören
Bilder von Kidnappings, zerstörten Häusern und verletzten Menschen gehen um die Welt und brennen sich in den Köpfen der Menschen ein.
(Foto: picture alliance/dpa/South First Responders)
Seit dem Angriff der Hamas auf Israel fluten Bilder und Videos von Zerstörung und Leid die Nachrichten und sozialen Medien. Dabei bestehe die Gefahr, dass Betrachter immer mehr Inhalte konsumieren und in eine Art "Problemtrance" verfallen, warnt eine Psychologin. Doch man könne sich helfen.
Die Bilder der Anschläge der islamistischen Hamas und des Kriegs mit Israel können aus Sicht einer Psychologin gravierende Folgen für Betrachter haben. "Diese Bilder sehen viele Menschen, die gar nicht geschult sind, damit umzugehen", sagte Barbara Schmidt vom Universitätsklinikum Jena. Es würden nicht nur zerstörte Häuser gezeigt, sondern auch Bilder von Menschen. Und dass im Fernsehen erschütterte Menschen von dem Massaker bei einem Festival nahe dem Gazastreifen berichteten, mache das Geschehen sehr nahbar und damit extrem beängstigend.
Angst zu haben sei verständlich und auch eine gesunde Reaktion, sagte sie weiter. "Das macht uns auch als Menschen aus, dass wir Mitgefühl haben." Das Problem sei, dass manche Menschen in eine Art "Problemtrance" verfallen und immer weiter Inhalte konsumieren, die diese Angst auslösen. Das könne dazu führen, dass man abstumpfe oder in eine totale Lähmung verfalle. "Ab einem gewissen Punkt ist das dann auch eine Störung und man sollte in Therapie gehen."
Das richtige Maß finden
Um aus diesem Zustand herauszukommen, empfiehlt die Expertin: "Man sollte sich bewusst sein: Das passiert, das ist schrecklich, aber es ist nicht mein Leben." Man komme schnell in eine Situation, in der man sich privilegiert und schlecht fühle. Aber: "Jeder hat ein Recht, auf sich zu schauen. Es ist nicht hilfreich, sich aus Solidarität schlecht zu fühlen." Hilfreich seien oft banale Dinge - etwa Sport, ein warmes Bad und guter Schlaf.
Generell sei gut, sich zu informieren. Aber es sei wichtig, das richtige Maß zu finden. "Ich würde empfehlen, sich eine Tageszeit zu suchen, zu der man sich informiert - und anschließend noch etwas Schönes zu machen." Abends Nachrichten zu schauen und danach ins Bett zu gehen, sei eher nicht ratsam.
Auch dem sogenannten Doomscrolling, dem Immer-Weiter-Konsumieren schlimmer Inhalte verschiedener Kanäle, lasse sich etwa mit einem Wecker vorbeugen. Sich vorzunehmen, überhaupt keine Medien zu konsumieren, sei andererseits jedoch illusorisch und zum Scheitern verurteilt.
Quelle: ntv.de, vmi/dpa