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Sex bis zum Lebensende Das Liebesleben der Libellen

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Hufeisen-Azurjungfernpaar beim Liebesakt.

(Foto: Dr. Phil Watts)

Libellen paaren sich ihr Leben lang. Dass dieser Lebensstil keine Nachteile für die Überlebenschancen der Tiere bringt, können Forscher nun mit Sicherheit sagen. Das könnte auch für den Rest der Insektenwelt wichtige Erkenntnisse liefern.

Libellen lieben ihr ganzes Leben lang: Ältere Hufeisen-Azurjungfern (Coenagrion puella) zum Beispiel finden genauso leicht einen Partner wie jüngere und paaren sich bis zu ihrem Tod. Nachteilige Auswirkungen auf ihre Überlebenschancen habe das andauernde Liebesleben nicht, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt "Journal of Animal Ecology". Das sei überraschend angesichts der häufig geäußerten Annahme, dass Sex anstrengend und risikoreich sei und das Leben verkürze.

In den Grundzügen ist das Liebesleben der Hufeisen-Azurjungfern gut verstanden: Die Männchen erwarten die Weibchen an einem Gewässer zur Paarung. Fliegen die Weibchen heran, greifen die Männchen sie mit ihren Hinterleibszangen – die beiden bilden das typische Paarungsrad. Nach der Paarung fliegen beide, noch immer miteinander verbunden, gemeinsam zur Eiablage an Wasserpflanzen.

Die Wissenschaftler um Christopher Hassall von der University of Leeds (Großbritannien) wollten nun wissen, ob sich das Paarungsverhalten mit dem Alter der Libellen verändert. Sie hatten dazu über zwei Sommer an einem kleinen Teich in Südengland mehr als 1000 Hufeisen-Azurjungfern markiert und ihr Sexleben untersucht.

Alter ist kein Paarungshindernis

Das Ergebnis: Alterungsprozesse scheinen das Liebesleben der Libellen nicht zu beeinträchtigen. Weibchen fanden jedes Mal einen Partner, sobald sie an dem See auftauchten und paarten sich auch erfolgreich mit diesem. "Es ist auch klar, dass es egal ist, wie viel Sex die Individuen in der Vergangenheit hatten, sie können bis zur ihrem Tod einfach immer weiter machen", erläutert Hassall in einer Mitteilung seiner Universität.

Die Hufeisen-Azurjungfern seien ein ausgezeichneter Modellorganismus, so Hassall weiter. Die Ergebnisse lieferten aber sicherlich auch neue Erkenntnisse für Insekten mit größerer Bedeutung für die menschliche Gesundheit, etwa Mücken oder die Tse Tse-Fliegen. "Um Insektenpopulationen in der freien Natur zu verstehen, müssen wir herausfinden, wie die Reproduktion während des gesamten Lebenszyklus abläuft, und diese Studie hat die Ansichten über das Altern und die Vermehrung in diesen Insekten verändert."

Die Idee, dass Lebewesen für Sex - zumindest für übermäßigen Sex - einen hohen Preis zahlen, habe eine lange Geschichte, berichten die Wissenschaftler. Schon Aristoteles habe vor mehr als 2000 Jahren geschrieben, dass Wollust das Leben verkürzen könne.

Quelle: ntv.de, jaz/dpa

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