Chromosomen-Probleme Frühe Embryonen beheben Fehler
10.07.2011, 11:05 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Drei Tage alte Embryonen weisen nicht immer die korrekte Zahl von Chromosomen auf. Aber schon zwei Tage später ist alles so, wie es sein soll. Forscher aus Baltimore vermuten nun, dass es im sich entwickelnden Embryo einen dynamischen Prozess der genetischen Regulierung gibt, der das Wachstum fehlgebildeter Zellen unterdrückt.
Wenige Tage alte menschliche Embryonen können Probleme mit der Zahl ihrer Chromosomen noch beheben. Das hat William Kearns von den Johns Hopkins Medical Institutions in Baltimore auf einer Tagung der Europäischen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin berichtet. Kearns ist außerdem Direktor der privaten Fruchtbarkeitsklinik Shady Grove Center for Preimplantation Genetics in den USA. Diese bietet unter anderem die in Deutschland umstrittene Präimplantations-Diagnostik (PID) an. Dabei wird ein künstlich befruchteter Embryo im Reagenzglas genetisch untersucht, um nur gesunde Embryonen in die Gebärmutter einzupflanzen. Bei dieser Analyse wird besonders oft die korrekte Zahl der Chromosomen untersucht.
Die jetzt berichteten Resultate wurden auch im Zusammenhang mit Präimplantations-Diagnosen gewonnen. Zu viele oder zu wenige Chromosomen können schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Ist etwa Chromosom 21 dreifach statt zweifach vorhanden, kommt es zu Trisomie 21 – die Betroffenen haben das Down-Syndrom.
Prozess der genetischen Regulierung
Den Angaben zufolge wiesen mehrere drei Tage alte Embryonen nicht die korrekte Zahl von Chromosomen (eine sogenannte Chromosomen-Aneuploidie) auf. An Tag fünf war es dann aber die korrekte Zahl. "Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass es im sich entwickelnden Embryo einen dynamischen Prozess der genetischen Regulierung gibt, der das Wachstum fehlgebildeter Zellen unterdrückt, während er das Wachstum normaler Zellen fördert", erklärte Kearns in einer Mitteilung. Dieser Mechanismus sei allerdings nicht genau bekannt.
Kearns und sein Kollege Paul Brezina hatten bei insgesamt 12 Frauen eine PID vorgenommen. 126 Embryonen wurde am Tag drei der Entwicklung eine Zelle zur Analyse der Chromosomen entnommen. An Tag fünf lagen die Resultate vor – so lange wurden die Embryonen kultiviert. Von 126 Embryonen hatten 62 (49,2 Prozent) die korrekte Zahl von Chromosomen. 43 von ihnen (69,4 Prozent) entwickelten sich bis zum Tag fünf weiter. Bei 64 anderen Embryonen hingegen hatten sich am Tag drei Probleme mit den Chromosomen (50,8 Prozent) gezeigt. Von dieser Gruppe erreichten denn auch nur 25 und damit weit weniger das Fünf-Tages-Stadium (39,1 Prozent). Und von diesen 25 hatten nun 16 keine Chromosomen-Probleme mehr – bei ihnen gab es also eine Korrektur, berichteten die Ärzte.
Das Team weist angesichts dieser Zahlen darauf hin, dass Tag fünf besser geeignet sei als Tag drei, um über das Schicksal von Embryonen zu entscheiden.
Quelle: ntv.de, dpa